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Moviebase Puffball

Puffball
Puffball

Bewertung: 55%

Userbewertung: 60%
bei 5 Stimmen

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Originaltitel: Puffball
Kinostart: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verkauf: 01.12.2008
DVD/Blu-Ray Verleih: Unbekannt
Freigabe: Unbekannt
Lauflänge: 115 Minuten
Studio: Dan Films / UFA
Produktionsjahr: 2007
Regie: Nicolas Roeg
Drehbuch: Dan Weldon
Darsteller: Kelly Reilly, Miranda Richardson, Rita Tushingham, Donald Sutherland, Oscar Pearce, Leona Igoe, Tina Kellegher, Pat Deery, Ronald Daniels, William Houston, Suzanne McAuley, Caoimhe McErlean, Declan Reynolds, Dan Weldon

„Wenn die Gondeln Trauer tragen“ („Don´t Look Now“, 1973), das Regiedebüt von Nicolas Roeg, ist ein Phänomen - nicht etwa, weil es ein atmosphärisch brillanter Horrorfilm ist, sondern weil es auch den gemeinen Durchschnittszuschauer begeistert. Zunächst wird lang und breit in einer stilistisch und inhaltlich überhöhten Form die komplexe Beziehung von Julie Christie und Donald Sutherland ausgewälzt, dann taucht aus dem Nirgendwo plötzlich ein Giftzwerg in einem gelben Regenmantel auf und schneidet dem Protagonisten die Kehle durch - das ist typisches Intellektuellenkino vom Feinsten, das dem Mainstream eigentlich ganz gepflegt am Allerwertesten vorbeigehen sollte. Doch die letzten 35 Jahre haben uns eines Besseren belehrt, der Film hat mittlerweile den Status eines Klassikers inne. Der Schwangerschafts-Voodoo-Horror „Puffball“, Nicolas Roegs erster Film nach 13-jähriger Regiepause, setzt nun zu ähnlichen intellektuellen Höhenflügen an.

Architektin Liffey (Kelly Reilly) zieht aufs irische Land, um sich hier ihr Traumhaus zu errichten. Obwohl sie schon länger mit ihrem Lebensgefährten Richard (Oscar Pearce) zusammen ist, denkt sie noch nicht daran, Kinder zu bekommen. Da geht es Nachbarin Mabs (Miranda Richardson) ganz anders. Die Mittvierzigerin will, nachdem ihr Sohn bei einem Feuer umgekommen ist, unbedingt noch ein Kind. Weil das aber einfach nicht hinhaut, probiert sich Mabs' Mutter Molly (Rita Tushingham) an einem Fruchtbarkeitsritual. Doch das geht ziemlich in die Hose. Statt mit seiner Frau treibt es Mabs' strammer Mann Tucker (William Houston) mit Liffey im Stall. Der einmalige Ausrutscher bleibt nicht ohne Folgen, Liffey wird schwanger. Sie will eine Abtreibung, doch eine Fehlgeburt kommt ihr zuvor. Einige Zeit später zeigen die Ultraschallbilder plötzlich, dass sich der Fötus doch noch in Liffeys Bauch befindet, für einen Schwangerschaftsabbruch ist es nun allerdings zu spät. Das lassen Mabs und ihre Mutter nicht auf sich sitzen und versuchen, sich mit allerlei Voodoo ihren rechtmäßigen Nachwuchs zurückzuholen…

Das klingt schon auf dem Papier ziemlich gaga und ist es auf der Leinwand dann auch. Die ländliche Umgebung ist voll von mutterleibsähnlichen Pilzen, die - einer Ejakulation gleich - ein weißes Pulver von sich schießen, wenn man sie ansticht. Doch die Uteruspilze sind nicht das einzige surreale Element des Films. Es gibt auch noch einen ausgehöhlten Stein mit magischen Kräften. Und natürlich den ganzen durchgeknallten Voodoo-Krempel, den Mabs und ihre greise Mutter vollziehen. Dazwischen gibt es aber auch immer wieder durch und durch bodenständige Momente: Etwa der ganz profane Seitensprung im Stall, Liffeys Wunsch nach einer Abtreibung oder ihre alltäglichen Gespräche mit ihrem Mann Richard (Oscar Pearce, „Resident Evil“) per Videotelefon. Das Zusammenspiel dieser beiden Ebenen ist alles, nur nicht offensichtlich.

Zumindest die hervorragenden Darsteller erden die abgehobene Story ein wenig und machen den Schrecken so etwas greifbarer. An vorderster Front steht Kelly Reilly („L´Auberge espagnole – Barcelona für ein Jahr“, „Eden Lake“) als schwangere Stararchitektin. Ihre Darstellung einer starken Frau, die zu Beginn alles unter Kontrolle hat, deren selbstsichere Fassade aber nach und nach immer weiter abbröckelt, ist das schauspielerische Glanzstück des Films. Auch Miranda Richardson („Sleepy Hollow“, „Harry Potter und der Feuerkelch“) als Liffeys Gegenspielerin Mabs begeistert. Es ist die unberechenbare Mischung aus geistig gesunden und wahnsinnigen Momenten, die ihren Charakter besonders furchterregend macht.

Als Liffeys Boss Lars hat auch Donald Sutherland („Dämon“, „Der Fluch der Betsy Bell“) einige Auftritte. Über Sinn und Unsinn des Subplots, den diese Figur in „Puffball“ mit einbringt, könnte man sicher seitenlange Interpretationen schreiben, doch zumindest mit dem Fortgang der eigentlichen Handlung hat sie rein gar nichts am Hut. In „Puffball“ geht es insgesamt weniger um das Offensichtliche oder das, was man auf der Leinwand sieht. Vielmehr stehen komplett subjektive Auslegungen im Mittelpunkt: Um diesen Film zu verstehen, muss man - ähnlich wie bei David Lynch - nicht mit-, sondern sich eigene Deutungen ausdenken.

„Puffball“ in einem Filmseminar durchzukauen macht deutlich mehr Sinn, als ihn sich auf dem nächsten bierseeligen DVD-Abend „reinzuziehen“. Es ist mehr als fraglich, ob der Mainstream sich auch Roegs neues Werk - ähnlich wie sein Debüt - einverleiben wird. „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ hatte beeindruckende atmosphärische Werte, auf die das breite Publikum voll abfuhr, und einen spannenden intellektuellen Subtext, den in den größeren Kinosälen kaum jemand wahrnahm. „Puffball“ hat nun vor allem Zweiteres. Es gilt, in dem Film vieles zu entdecken - auch wenn sich dieses Entdecken nicht unbedingt als kurzweilig erweist.

>> verfasst Marcel Clerici

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