Selbst wenn man Guillermo Del Toro heißt und Oscars abräumt, stößt man in Hollywood nicht mit jeder Idee, die man gerne zu einem Film machen möchte, auf Begeisterung.
Jahrelang bemühte sich der mexikanische Filmemacher darum, einen dritten und finalen Ableger seiner Hellboy-Reihe mit Ron Perlman in der Titelrolle finanziert zu bekommen und hoffte dabei auf die Unterstützung von Universal. Aber letzten Endes scheiterten alle Versuche, wodurch schließlich Lions Gate das Ruder übernahm und 2019 eine blutige Neuverfilmung ohne Perlman umsetzte.
Und dann wäre da noch Berge des Wahnsinns (At the Mountains of Madness), eine Erzählung von H.P. Lovecraft, in der jede Menge Wesen und Kreaturen vorkommen (so wie es Del Toro nun einmal am liebsten mag).
Da eine vernünftige Adaption allerdings ein rund 150 Millionen Dollar schweres Budget voraussetzt, sind alle potenziellen Geldgeber abgesprungen – und das, obwohl mit Tom Cruise sogar schon ein bekannter Hauptdarsteller gefunden war.
Das Box Office, wenn man von seiner Paraderolle als Ethan Hunt aus der actiongeladenen Mission: Impossible-Saga absieht, war in den letzten Jahren aber nicht mehr das, was man sich in den 1990ern oder 2000ern vom 59-Jährigen noch gewohnt war.
Und auch einem Guillermo Del Toro, so gut seine Projekte bei Kritikern und Filmfans auch ankommen mögen, gelingt es nicht immer, die Kinosäle zu füllen.
Sein bildgewaltiges Spektakel Pacific Rim verlor 2013 gegen Adam Sandlers Sequel Kindsköpfe 2 und schaffte es dadurch nur auf den zweiten Platz der US-Kinocharts, während der Horrorfilm Crimson Peak trotz Starbesetzung (immerhin Jessica Chastain und Tom Hiddleston) von Kinogängern kaum wahrgenommen wurde.
Die Fantasy-Romanze Shape of Water – Das Flüstern des Wassers kratzte 2017/18 zwar an der weltweiten 200 Millionen Dollar Grenze, doch auch das wäre ohne mehrmonatige Präsenz in den Medien, die der Oscar-Kampagne zu verdanken war, nur schwer machbar gewesen.
Nun, rund vier Jahre nach seinem Oscargewinn, will es Guillermo Del Toro noch einmal wissen und befördert sein Karneval des Schreckens aus Nightmare Alley auf die Leinwände. Der Noir-Thriller entführt seine Zuschauer in eine Welt der Karnevalisten und erzählt die Geschichte eines Mentalisten, der sich mit einem Psychologen zusammentut, um die Reichen zu betrügen.
Das Ganze basiert auf dem gleichnamigen Roman von William Lindsay Gresham, der im Jahr 1947 schon einmal adaptiert wurde – damals noch von Edmund Goulding, Regisseur von Klassikern wie Menschen im Hotel oder Opfer einer großen Liebe.
In absehbarer Zeit wird dann auch ein offizieller Trailer erwartet, da das Remake von Del Toro – wie wir soeben erfahren haben – hierzulande am 27. Januar 2022 im Kino startet.
Im Übrigen war es pure Absicht, dass sich der unverwechselbare Filmemacher mit seinem neuen Spielfilm so viel Zeit ließ.
Nachdem der bald 57-Jährige an der Oscarverleihung 2018 den wichtigsten Filmpreis gewann (Bester Film), wollte er sich eine Weile von Hollywood zurückziehen, um dieses einmalige Erlebnis zu realisieren, verdauen, vor allem aber genießen, bevor er sich wieder in neue Verpflichtungen und kreative Prozesse stürzt.
Zu unserem Glück sind die Del Toro-losen Jahre nun aber vorbei und so können wir sein neues Werk schon sehr bald endlich in Augenschein nehmen.