Moviebase Breed, The
Und wieder segelt ein an sich nicht nennenswertes Filmchen unter bekannter Flagge. Nicholas Mastandrea, langjähriger Assistent des Wes Craven, fabrizierte mit „The Breed“ seinen ersten abendfüllenden Film. Unter den wachsamen Augen seines Mentors natürlich. Dieser ist, wie sollte es auch sonst sein, dem phantastischen Genre zuzuordnen und handelt ausnahmsweise mal nicht von einem Maskenkiller oder Freddy, der mit seinen langen Klauen nach neuer Beute greift. Stattdessen blieb man naturverbunden und griff nach dem, was in der heutigen Tierlandschaft auch wirklich auffindbar ist. Ganz einfach und ohne Umschweife: Hunde. Diese possierlichen Tierchen, niedlich im Welpenstadium, angriffslustig durch Beschützerinstinkt. Wenn diese Kenntnis kein albtraumhaftes Szenario darstellt…
Plötzlich, wie aus dem Nichts, sind sie aufgetaucht. Sie sind die Herren der Insel und die fünf menschlichen Besucher sind ihnen nicht willkommen. Die Brüder Matt und John und ihre Freunde hatten nicht damit gerechnet, dass die unbewohnte Insel mit dem alten Blockhaus gar nicht so verlassen ist. Eine Meute bissiger, hochintelligenter Kreaturen beherrscht den idyllischen Ort. Unmissverständlich und blutig machen sie den Eindringlingen klar, dass sie nur ein Ziel haben: TÖTEN! Wie soll die Gruppe nur von dem kleinen Eiland verschwinden, wenn alle Wege in die Freiheit von dem puren Bösen versperrt werden? Ein verzweifelter Kampf ums Überleben beginnt.
In einer Zeit, in der täglich Berichte über neue Hundeattacken in den Medien auftauchen, ist die Bedrohung vom besten Freund des Menschen ausgehend in dieser Form sehr aktuell. Es scheint fast so, als ob Autor Robert Conte den Puls der Zeit treffen würde. Dank vorhandener Schwächen bleibt „The Breed“ der Bildungsfaktor jedoch verwehrt. Unoriginell starten wir dann auch schon in ein Abenteuer, das die Schwemme der Teen-Horrorfilme um Jahre verpasst. Sind die Credits über das Bild gerollt, offenbart „The Breed“ die gleiche Qualität wie alle Filme dieser Gattung zuvor: Es wird erst einmal kräftig gefeiert. In Sachen Darbietung bedient man sich dabei bekannter Klischees. Angefangen mit der Tatsache, ein Film vom Schlag eines „Scream“ müsste mit den typischen Randgruppen ausgestattet sein.
Wenn wir an männliche Powerfrauen denken, schießt uns der Name Michelle Rodriguez doch sofort in den Hinterkopf. Habe ich Recht? Ohne im Petto zu stöbern, tritt Mrs. „BloodRayne“ als kampfbereite Latino-Amazone in den Ring. Gefolgt vom ebenso weiblichen Kampftier Taryn Manning als Sarah, die ihr Können immerhin im Spears’schen „Crossroads“ erproben konnte. Komplettiert wird das Ensemble dann noch durch zwei Brüder, die sich immer in der Wolle haben und einen Farbigen mit Langeweile-Allergie. Fertig wäre die hochexplosive Mischung. In die tiefsten Regionen der Schauspielkunst dringt das Gespann dabei nie vor. Durchschnittlich bleibt die gebotene Leistung deshalb trotzdem. Vielleicht liegt es aber auch am Drehbuch, das einfach keine Quantensprünge hergibt?
Reale Hunde mit der Wirkung eines langhaarigen Mädchens gleichzusetzen (Achtung: Ironie), dürfte bereits als Tiefschlag gewertet werden. In der Tat können die haarigen Biester nicht überzeugen. Viel zu sanft, ausdruckslos und lieb erscheinen die Vierbeiner. Wie das wilde Gemisch aus Gattungen dann auch noch übermenschliche Kräfte herbeizaubern konnte, will selbst die Auflösung nicht recht preisgeben. Angsteinflößende Exemplare gab es bei der Konkurrenz bereits ausreichend zu bestaunen, weshalb „The Breed“ in genau dem Punkt versagt, mit dem die meisten Pluspunkte zu erlangen wären: Der Darstellung wildgewordener, todesmutiger Hunde. Positiv zu erwähnen, dass man es sich nicht nehmen ließ, echte Hunde gegen die Schar antreten zu lassen. Vielleicht waren ein paar CGI-Lassies aber auch nur eine Frage des Geldes.
Ob Ewan McGregor und Scarlett Johansson auf diese Insel fliehen wollten? Wohl eher nicht. Außer einem Bootsteg, dem innbegriffenen Seehäuschen und einer Zuchtanstalt bietet „The Breed Island“ keinerlei Ausflugsziel. Als Waffe kommt der gute alte Bogen zum Einsatz, mit dem Michelle Rodriguez dann auch gleich ein schönes Andenken in die Wade gesetzt wird. Unlogisch handelnd, beißt es sich dann wesentlich komfortabler durch diesen hanebüchenen Klischee-Aufguss bekannter Merkmale. Warum ausgerechnet ein Rudel Hunde für Angst und Schrecken sorgen soll, weiß wohl nur Wes Craven. Weshalb sich der gute Wes aber auch immer wieder für derartige Projekte begeistern kann. Am fehlenden Geld dürfte es nicht liegen.
Die Vorhersehbarkeit lässt einen Großteil der Spannung bereits im Vorfeld im Keim ersticken und erweckt auch gar nicht den Anschein, ein Fünkchen Eigenständigkeit wäre der größte Wunsch der Produzenten gewesen. Insbesondere Fans, die es unendlich Leid sind, immer und immer wieder die gleichen Abläufe in einem dieser Filme betrachten zu müssen, seien vor dem Geldzücken gewarnt. Verdecken kann auch der kleinste Ansatz nicht (leider ist selbst dieser nicht vorhanden), dass es sich lediglich um eine schnell produzierte Videoproduktion handelt, mit der sich die oberen Etagen eine goldene Nase verdienen, während wir, das Publikum, vor geistiger Unterforderung aus der ersten Reihe fallen und auch irgendwann nicht mehr aufstehen mögen. Kreativität ist doch was Schönes…
>> verfasst von Torsten Schrader