Moviebase Night of the Creeps 2: Zombie Town
Ein parasitärer, schneckenartiger Organismus (Hallo “Slither”) verwandelt Menschen in Zombies. Deren Hobbies sind ja hinlänglich bekannt. Glücklicherweise fordert der seltsame Organismus in Damon LeMays Sequel zu Fred Dekker´s „Night Of The Creeps“ aus dem Jahre 1986 zunächst in einem abgelegenen Waldstück seine Opfer, bevor er Gelegenheit bekommt, sich in einer friedlichen, verschnarchten Kleinstadt auszubreiten und den Automechaniker Jake LaFond, seine Ex-Freundin Alex sowie den bei jeder erdenklichen Gelegenheit Staubtuchironie aus dem Ärmel klopfenden Randy auf eine harte Splatterprobe zu stellen. Durch einen Tankerunfall auf der einzigen Verbindungsstraße von der Außenwelt abgeschnitten, müssen die drei Freunde nicht nur einen Weg finden, der anrückenden Carnivorenhorde standzuhalten, sondern auch ein möglichst breitenwirksames Mittel gegen die bösartigen Invasoren im Nacktschneckenformat …
Damon LeMays Film hat gegenüber vielen anderen Vertretern seiner Art bereits einen kleinen Vorteil: er bemüht sich redlich, aus den Low Budget-Bedingungen komödiantische Funken zu schlagen. Auch wenn die Gags überwiegend so spritzig sind wie ein Glas Mineralwasser, das man nach einer zweiwöchigen Urlaubsreise auf dem Wohnzimmertisch wiederfindet. Das Skript wollte offensichtlich eine Hommage an die B-Movies der 50'er- und 60'er-Jahren sein, des Weiteren an Filme wie „The Blob“, den bereits erwähnten „Slither“ oder Peter Jackson´s „Braindead“, hat dafür aber nicht genug Charme und Witz. Die Innenräume verströmen eine Atmosphäre wie eine Obi-Filiale während der Renovierung, die Infizierten sehen aus, als hätte man ihnen einfach eine Pizza Margherita oder eine Dose Maggi-Ravioli in´s Gesicht geworfen; sie agieren wie Versuchskaninchen, die man durch 72-stündigen audiovisuellen Dauerterror mittels „Schwarzwaldklinik“ oder Liebesszenenendlosschleifen aus Rosamunde Pilcher-Verfilmungen des Zweiten Deutschen Folterkellers enthirnt und –mündigt hat; wenn sie z.B. vor einer Haustür stehen, gurgelnd und röchelnd wie Darth Vader in der R.E.M.-Phase, darauf wartend, sich am nächsten Opfer gütlich zu tun, erinnert das in der Art der Inszenierung stark an „Guten Tag, wir kommen von Sat.1 …“.
Die Splatterszenen sind, gemessen an den zur Verfügung stehenden Mitteln, immerhin recht ordentlich und gemäß der parodistischen Absicht konsequent albern geworden; sie entlocken dem Zuschauer sicher das eine oder andere millisekundenlange Mundwinkelzucken. Die blubbernden Geräusche der mittels ganz gewöhnlichen Kochsalzes in eine Mischung aus Lasagne, Erdbeer- und Brombeerkonfitüre verwandelten Parasiten erweckten weniger den Eindruck von Soundeffekten; hätte die Kamera in diesen Momenten den Blick schweifen lassen, hätte man sicher einen sofabasierten Tontechniker mit Wasserpfeife erspäht; einen infizierten Hund verwandelte man durch eingespielte Samples kurzerhand in ein Schwein. Kommen wir zu den darstellenden Künsten. Brynn Lucas (Alex) könnte fast die Tocher von Ellen Barkin sein, wäre ihr Gesicht noch ein wenig schiefer und kesser; mit etwas mehr schauspielerischem Verve könnte eine liebenswerte Komödiantin für das in zwanzig, dreißig Jahren ganz sicher anstehende Remake der TV-Serie „King Of Queens“ entstehen.
Auch Hauptdarsteller Adam Hose kann man sich unter einer solideren Regie durchaus als passablen Spaßmacher vorstellen. Er erweckt zwar nicht gerade den Eindruck, einen DeNiro im Stammbaum zu haben, aber sein Gesicht – leicht verhangen-verträumter, minimal angekiffter Blick, ein charmant orientierungslos wirkendes Grinsen, eine gewisse Tapsigkeit im Auftreten – spricht ein paar Brocken Adamsandlerisch.
Fazit: Man sollte diese Gurke wohl nur essen, wenn man alkoholschwanger ist, am besten im Beisein humorvoller Kumpane in Partylaune. Zynische Kommentare gewitzter Zeitgenossen werden die Sache sicher auflockern. Ansonsten besteht das Risiko, mit irreparabel ins Schädelinnere gedrehten Augen und schimpfwortverklebtem Mund vor der Mattscheibe zu enden. Kleben wir also auf die DVD einfach ein „Keine nüchterne Freigabe gemäß §14 des Gesetzes zum Schutz psychischer Unversehtheit“.
>> verfasst von Axel Krauss