Moviebase Midnight Movie
Nichts tut das Kino lieber als sich selbst zu zitieren und zu parodieren. Wenn man einmal über „Filme in Filmen“ nachdenkt, kommt man dabei auf eine schier unendliche Liste, die alle Genres und etliche Dekaden umfasst. Ein Thema, das auch für den Zuschauer immer wieder interessant ist, vielleicht, weil man sich noch leichter mit dem Geschehen auf der Leinwand identifizieren kann: Schließlich sind die Charaktere im Film auch nur Zuschauer eines weiteren Films. Dieses klassische Thema ist auch im Horrorfilm nicht unbekannt. Aufgegriffen wird es nun erneut in Jack Messitts „Midnight Movie“, der in einem alten Kino während der Aufführung eines (fiktiven) Horror-Klassikers spielt.
Bei dem "Film im Film" handelt es sich um "The Dark Beneath", das Werk eines psychopathischen Regisseurs, der nach Vollendung seines Films in einer Irrenanstalt ein blutiges Massaker angerichtet hat. Einige Jahre später wird sein Film zum ersten Mal aufgeführt. Die Handlung von "Midnight Movie" kreist zunächst einmal um die Zuschauer, die sich die Premiere des schaurigen Machwerks in einer Mitternachtsvorstellung ansehen. Ein Blick auf die Charaktere lässt zunächst einmal genervt aufstöhnen: Alle Klischees des Slasher-Films scheinen hier erfüllt zu werden. Es gibt die zwei Teenie-Pärchen, den unbeliebten Loser, einen Motorrad-Rocker mit Herz, einen ultra-coolen Polizisten, und so weiter und so fort. Nicht besonders innovativ, mag man angesichts dieser stereotypen Rollen denken, und auch die Dialoge klingen recht hölzern.
Unterhaltsam wird es allerdings, wenn wir einen ersten Blick auf "The Dark Beneath" werfen dürfen. Liebevoll imitiert und parodiert Regisseur Messitt das Feeling der 70er-Jahre Exploitation-Klassiker und zitiert sich dabei fröhlich durch Meilensteine wie "The Texas Chainsaw Massacre" oder "Muttertag". Die Protagonisten seines "Films im Film" sind lustige Hippies im Drogenrausch, die der Reihe nach einem unheimlichen maskierten Killer zum Opfer fallen, der eine Art überdimensionalen Korkenzieher zum Morden verwendet. Hier liegt eindeutig die größte Stärke von "Midnight Movie". Man merkt dem Film förmlich an, dass ein echter (Horror-)Filmliebhaber als Regisseur und Autor am Werke war. Der Spaß, den Messitt offenbar beim Schreiben und Drehen des Films hatte, überträgt sich nach und nach auf den Zuschauer.
Seine (nicht allzu überraschende) Wendung nimmt der Film, wenn immer deutlicher wird, dass der brutale Killer aus dem Film sich scheinbar in die Wirklichkeit versetzt hat und immer mehr Opfer unter den Kinobesuchern fordert. Was zunächst noch ein wenig wie ein Mystery-Thriller beginnt, wird schon bald zum bluttriefenden Slasher. Trotz aller Brutalität wird hier aber stets mit einem zwinkernden Auge gemordet, allzu ernst nimmt sich der Film besonders in der ersten Hälfte nicht, was der Stimmung durchaus zuträglich ist. Erst in der zweiten Hälfte konnte man sich scheinbar nicht entscheiden, welchen Weg "Midnight Movie" einschlagen soll. Hier werden nun wüst alle möglichen Genres verwurstet, vom Torture-Porn bis hin zum Akte-X-artigen Mystery. Auch die tragische Familiengeschichte der Hauptfigur mutet in diesem sonst so lockeren Party-Filmchen etwas unpassend an. Das Ende verirrt sich schließlich ein wenig konstruiert, aber dennoch unterhaltsam in die Welt hinter der Leinwand. Mehr sei an dieser Stelle dazu aber nicht verraten.
"Midnight Movie" ist eine durchaus gelungene Slasher-Komödie, die sich ihr kleines Budget keinen Moment lang anmerken lässt - im Gegenteil: Die Hochglanzoptik des Films passt wunderbar zu dem stimmungsvollen Schauplatz des alten, ehrwürdigen Kinos. Auch die Gore-Effekte können sich sehen lassen und bestätigen die Meinung eines Kinobesuchers im Film: "Horrorfilme sind perfekte Date-Movies!". Zwar wirkt die Handlung zum Abschluss etwas unausgereift, und auch die Dialoge sind nicht übermäßig clever, dennoch dürfte beim Genre-Fan Freude aufkommen. "Midnight Movie" ist ein liebevoll gemachter Trash-Spaß, der einen auch nach dem zweiten Ansehen noch zum Grinsen bringt. Und, ganz ehrlich: Haben wir uns nicht alle schon einmal gefragt, was passieren würde, wenn Filmfiguren einfach der Leinwand entschlüpfen würden?
>> verfasst von Tim Lindemann