Moviebase Breaking Dawn - Bis(s) zum Ende der Nacht - Teil 2
Und da sind sie endlich wieder. Eigentlich waren sie ja auch nie weg. Kristen Stewarts Liebes-Eskapaden mit Regisseur Rupert Sanders schlugen große Wellen in der Gossip-Szene und ließen Robert Pattinson als niedergeschmetterten Freund der Schauspielerin blöd aus der Wäsche gucken. Für das große Finale der Twilight-Saga stolzierten die beiden dann wieder gemeinsam über die Roten Teppiche dieser Welt, immerhin sei man sich in den vergangenen Wochen wieder näher gekommen. Wie gerne würde man sich doch für das (Ex-)Paar freuen, wenn da nicht ständig dieser kalte PR-Wind aufkommen würde. War das Liebesdrama womöglich nur Teil eines ausgeklügelten Werbeplans für den vorerst letzten Twilight-Film? Wie auch immer: die Vampirzeit ist für Stewart, Pattinson und die Fans nun erst einmal vorbei. Der über ein Jahr hinausgezögerte Knaller ist „Breaking Dawn 2“ dann aber doch nicht geworden.
Da Bella (Kristen Stewart) während der Geburt ihres Babys fast gestorben wäre, mussten Edward (Robert Pattinson) und die Cullens schnell handeln und Bellas Wandlung zum Vampir vollziehen. Sie muss sich nun an das „Leben“ und ihre neuen Eigenschaften als Vampir gewöhnen, doch das gelingt ihr schneller als von allen erwartet. Und das ist auch notwendig, denn die Geburt ihrer außergewöhnlichen Tochter Renesmee (Mackenzie Foy) setzt eine gefahrenvolle Kette von Ereignissen in Gang.
Die furchterregenden Anführer des Volturi-Clans wollen den Tod der Kleinen. Als die Cullens von diesem grausamen Plan erfahren, versammeln sie all ihre Freunde um sich, um für den unerwünschten Besuch gerüstet zu sein. In einer schicksalsträchtigen Schlacht entscheidet sich die Zukunft der Cullens, ihrer Freunde und der Werwölfe.
Werden sie – vereint in ihrer Macht – die Volturis besiegen können?
Direkt vorweg: Fans der bisherigen Twilight-Filme wird der folgende Text weniger gefallen. Letztlich dürften den wahren Anhängern von Bella und Edward negative Kritiken aber eh egal sein, sie werden sich den zweiten Teil des filmischen Abschlusses dennoch ansehen – völlig gleich, was wer darüber schreibt. Dafür gebührt den Verfilmungen, vor allem aber den Romanvorlagen von Stephenie Meyer jeglicher Respekt. Aktuell bricht der letzte Film schon vor dem offiziellen deutschen Kinostart in weiten Teilen Europas zahlreiche Einnahme-Rekorde. Von solchen Meldungen sollte man sich allerdings nicht blenden lassen.
Meyers Schlussakt wurde, wie schon bei der Harry Potter-Reihe oder der kommenden Hobbit-Trilogie, in der Mitte geteilt. Das geschah weniger aus Rücksicht vor dem überbordenden Inhalt, sondern mehr aus Profitgier. Auch das sollte jedem Kinobesucher – Fan hin oder her – bewusst sein. Regisseur Bill Condon, der schon „Breaking Dawn 1“ inszenierte, knüpft nun folgerichtig dort an, wo eben der direkte Vorgänger aufhörte. Das gemeinsame Kind ist geboren und gedeiht prächtig, einzig der Stamm der Volturi könnte Probleme machen, würde Tochter Renesmee entdeckt werden.
Nichts Neues also im Land der Bleichgesichter. So nüchtern die Ausgangslage, so einschläfernd der weitere Verlauf. Bella lernt ihre neuen Fähigkeiten kennen und weise einzusetzen, Taylor Lautner darf sich als Jack diesmal sogar bis auf die Unterhose ausziehen und sämtliche Muskeln zur Freude der weiblichen Fans in die Kameras halten. Dazwischen wird relativ viel erklärt und geschwafelt, schließlich soll ein jeder das dramatische Ausmaß der Geburt begreifen. Sogar für Bellas Vater ist es an der Zeit, in das Geheimnis der Cullens eingeweiht zu werden. Die emotionale Familienebene ist somit auch gegeben, verschwindet nach zwei Kurzauftritten von Billy Burke jedoch vollkommen aus der Geschichte. Ein Tropfen auf den heißen Stein.
Überhaupt merkt man sämtlichen Beteiligten die offensichtliche Unlust und Trägheit an. Condon inszeniert ohne jegliche Inspiration, lässt Stewart in Reißschwenks durch die Wälder flitzen, von Klippen springen und schlecht animierte Raubkatzen erledigen. Das Gespür für eine effektvolle Erzählung in Bildern ist dem Regisseur („Dreamgirls“) scheinbar total abhanden gekommen. So wirken die gefühlsschwangeren Passagen unendlich langatmig und kitschig, weil einfach lieblos runtergedreht und mit permanenter Klavier-Dudelei unterlegt. Dazu passt das Spiel von „Robsten“, wie Pattinson und Stewart mittlerweile liebenswert genannt werden. Blass war Pattinson seit jeher, doch merkte man ihm in den ersten Filmen noch eine gewisse Freude an seiner Rolle an. Die Zeiten sind vorbei, Edward Cullen spricht kaum noch und wenn er den Mund dann mal aufkriegt entweichen ihm lieblos daher gesagte Einzeiler. Die Vampire und Werwölfe sind müde geworden durch die dreijährige Leinwandpräsenz.
Der opulente Kampf zwischen den Volturi und unseren Freunden findet dann nach einer zähen und niemals enden wollenden Einleitung doch noch statt. Köpfe rollen, Körper brennen, Wölfe jaulen, Vampire rennen. Auf dem Schlachtfeld bricht mit einem Mal die CGI-Hölle aus. Ein Jammer, dass man dem Effektegewitter jederzeit ansieht, woher es stammt. Die großen Schauwerte bleiben somit ebenso aus wie das lange angekündigte und unnötig ausgedehnte Finale furioso. Das ängstlich in die Zukunft blickende Auge beginnt nach dem endgültigen Ende der Trilogie-Quadrologie schmerzhaft zu tränen. Nicht, weil nun alles aus und vorbei ist, sondern weil bereits Pläne für eine Weiterführung oder gar einen Reboot geschmiedet werden. Habt Erbarmen!
„Breaking Dawn 2“ wird seine langjährigen Fans sicherlich kaum enttäuschen. Diejenigen, die aus Nettigkeit oder Solidarität mit ins Kino gehen, dürften sich ärgern. Solch einen dahingeworfenen Abgang haben selbst Bella und Edward nicht verdient – ob man sie nun mag oder eben nicht. So gerät der letzte Vampirauftritt von „Robsten“ zum quälenden Schlussakt, in dem selbst die ach so bösen Volturi vollkommen harmlos wirken. Und während wir zusammen mit den beiden Vorzeige-Blutsaugern in einem Meer aus lila Blümchen in Erinnerungen schwelgen, nehmen wir ganz leise Abschied von der (ersten) Twilight-Reihe. Ruhe in Frieden.
>> verfasst von Janosch Leuffen