Es ist so einiges los im Land der Koalas und Kängurus! So langsam macht nämlich auch Down Under der Traumschmiede Hollywood die Horror-Hölle heiß. Nach immer häufigeren Remake- und Sequelpleiten aus den USA (siehe
The Ring 2 ,
The Fog ), reißt sich nun der Rest der Welt die Krone des Schreckens an sich. Erst vor kurzem durften wir uns am britischen
The Descent erfreuen und nun zieht aus Australien gleich der nächste Slasher-Kracher ins Schlachtfeld, nämlich Wolf Creek. Warum dieser Film eine nette Abwechslung ist, letztenendes aber doch an der Perfektion vorbeischrammt, lest ihr im Folgenden...
Drei Jugendliche, Liz, Kristy und Ben, machen sich auf den Weg zu einem Road Trip der etwas anderen Art: Ziel ist dieses mal keine Tom-Green-Sauftour durch die Staaten, sondern ein Abenteuerurlaub quer über den fünften Kontinent. Nach diversen Feiern, Übernachtungen in Trailerparks, genießen der Flora und Fauna, ein paar Liebeleien und Streitereien mit unhöflichen Aussie-Rednecks, verschlägt es das Trio nach Wolf Creek, einem Canyon, der durch einen Meteoriteneinschlag enstand. Doch nach ihrer Ankunft dort verschlechtert sich nicht nur die Wetterlage drastisch, sondern auch die allgemeinen Umstände der Gruppe lassen keine Freude aufkommen: urplötzlich sind alle Uhren stehengeblieben und blöderweise springt auch der fahrbare Untersatz nicht mehr an. Da es bereits dämmert, beschließen die Freunde die Nacht im Auto zu verbringen. Welch ein Glück, dass zufällig, mitten in der Nacht, ein Pick-Up des Weges kommt. Der Fahrer dieses Wagens ist der alte Mick, ein Aussie wie er im Bilderbuch steht (erinnert sich noch jemand an
Bernhard und Bianca im Känguruland?). Mit Witz und Freundlichkeit bietet er den dreien seine Hilfe an, und schleppt sie in die Nähe einer stillgelegten Mine. Dort wird am Lagerfeuer weiter gescherzt und getrunken.
Soviel zu Hälfte Nummer eins. Nach dem alles "zu Bett gegangen" ist, kommt das böse Erwachen am nächsten Morgen: der liebe Aussie war doch nicht so nett wie anfangs vermutet, denn komischerweise erwacht Liz gefesselt und geknebelt in einer kleinen Wellblechhütte. Zwar kann sie sich befreien, was ihre Augen jedoch erblicken gefällt ihr und auch den Zuschauern ganz und gar nicht. Während man nämlich im ersten Teil des Filmes schon beinahe eine persönliche Beziehung zu den Protagonisten aufgebaut hat, zwingt uns Regisseur Greg McLean ihnen während der zweiten Hälfte des Filmes beim Leiden zuzusehen. Und wer den doch recht ruhigen Film bis dahin durchgestanden hat, den erwartet nun ein Schlachtfest. Zwar nur ein sehr Kurzes, aber immerhin gibt es genügend an physischer Gewalt zu sehen. Hart und kompromisslos springt der, immer noch sehr lustige, Killer mit seinen Opfern um, dass es fast schon an die Gewalterfahrung eines Rob Zombie in
The Devil's Rejects grenzt.
Technisch ist diese Tour de Force einwandfrei umgesetzt, denn über den ganzen Film hinweg setzt McLean ruhige Landschaftsbilder zwischen die doch sehr heftigen Szenen ein, um dem Zuschauer eine kurze Verschnaufpause zu gönnen. Im Laufe der Handlung werden diese Orte, die man schon fast als Refugium liebgewonnen hat, ebenfalls zu Orten der Gewalt, die mit wilder Handkamera und ausgeklügelten Spannungsverläufen dem Zuschauer mit der Faust in den Bauch schlagen.
Zwar überwiegen bei Wolf Creek die negativen Seiten nicht, dennoch sind nicht gerade wenige von diesen vorhanden. So mangelt es vor allem an der Story, deren intensiver Spannungsbogen zu spät einsetzt. Der urplötzliche Umschwung von ausgelassener Feierstimmung zu blankem Horror und totaler Hilflosigkeit ist zwar virtuos gelungen, hätte aber für den einen oder anderen ruhig ein paar Minütchen früher kommen dürfen. Ein interessanter Aspekt ist übrigens, das die Schicksale der drei Freunde zu einem großen Teil getrennt verlaufen, was die beklemmende Atmosphäre noch mehr unterstreicht. Mehr möchte ich euch hierzu aber nicht verraten, da das unter die Kategorie "Spoiler" fallen würde". Bei all der Spannung wird beim Zuseher die Hoffnung auf ein richtig spektakuläres Ende geschürt - doch unverhoffterweise bleibt dieses leider aus. Da diese Geschichte angeblich auf wahren Tatsachen beruht, werden wir am Ende mit Texttafeln abgefertigt, die den weiteren Verlauf der Geschichte erklären. Okay, möglichst nahe an der "wahren" Geschichte bleiben, schön und gut, aber wo bleibt denn da die Dramaturgie? Nach einem derart intensiven Film hätte ich mir da schon mehr erwartet.
Im Vergleich zur vielen Schmalkost der letzten Zeit sticht Wolf Creek eindeutig raus. Es mag vielleicht daran liegen, dass er auf der aktuellen Welle der Hardcore-Folterstreifen (
The Devil's Rejects ,
Hostel) mitschwimmt, vielleicht liegt es aber auch am doch sehr witzigen und fast schon herzigen Killer. Oder es liegt daran, dass es bisher noch keinen derartigen Streifen aus Down Under gab. Ich weiß nicht woran es liegt, genausowenig weiß ich, was genau es jetzt wirklich ist, dass Wolf Creek vom Status der Perfektion abhält. Eines weiß ich jedoch gewiss: einen Blick ist dieser Film auf jeden Fall wert, denn egal ob "auf wahren Begebenheiten beruhend" oder nicht - die reale Gewalt von Mensch zu Mensch existiert und geht einem in diesem Streifen unter die Haut.
Übrigens: wer sich die englische RC2 DVD von diesem Streifen besorgt, soll vorgewarnt sein! Auch Leute, die der englischen Sprache sehr mächtig sind, kollabieren spätestens wenn Mick der Killer anfängt mit dem pursten Aussie-Dialekt zu reden, den das Outback zu bieten hat. Da legst di nieder...
>> geschrieben von Dominic Stetschnig