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Moviebase Among the Living

Among the Living
Among the Living

Bewertung: 65%

Userbewertung: 66%
bei 44 Stimmen

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Originaltitel: Among the Living
Kinostart: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verkauf: 05.03.2015
DVD/Blu-Ray Verleih: 05.03.2015
Freigabe: FSK 18
Lauflänge: 84 Minuten
Studio: SND
Produktionsjahr: 2013
Regie: Julien Maury und Alexandre Bustillo
Drehbuch: Julien Maury und Alexandre Bustillo
Darsteller: Chloe Coulloud, Lannick Gautry, Francis Renaud

Eines der verbindenden Elemente im bisherigen Schaffen des französischen Duos Alexandre Bustillo und Julien Maury sind die Auftritte der Darstellerin Béatrice Dalle. Spielte sie in „Inside“, dem viel beachteten Erstling der beiden Horror-Liebhaber, eine unerbittliche Psychopathin, tauchte sie in „Livid“, dem zweiten Spielfilm des bekannten Regiegespanns, als Geistererscheinung auf. Auch in „Among the Living“ weisen Bustillo und Maury der Aktrice eine kleine Rolle zu und erinnern damit überdeutlich an ihr deftiges Splatter-Debüt. Ähnlich wie in „Inside“ bricht im Prolog die Gewalt ganz unvermittelt los: Als ihr Mann sichtlich beunruhigt einen Fernsehbericht über die Nachwirkungen eines Giftgaseinsatzes verfolgt, drischt die von Dalle gespielte, hochschwangere Ehefrau mit einem Baseballschläger auf ihn ein, um anschließend ihren Sohn Klarence messerschwingend zu attackieren. Am Ende verstümmelt die offenbar wahnsinnige gewordene Mutter ihren Babybauch und schlitzt sich selbst die Kehle auf. Was ihren blutüberströmten Gatten dazu veranlasst, gemeinsam mit Klarence aufzubrechen, um eine neue Familie zu gründen.

Zuschauer, die sich an den Exzessen von „Inside“ nicht sattsehen konnten, kommen in den ersten Minuten sicher auf ihre Kosten, müssen sich dann aber auf einen recht drastischen Stimmungswechsel einstellen. Statt rascher Terrorsteigerung schwenken Bustillo und Maury nämlich auf ein rebellisches Teenager-Trio um, das sich dem verordneten Nachsitzen am letzten Schultag vor den Ferien entzieht. Victor (Théo Fernandez), Dan (Damien Ferdel) und Tom (Zacharie Chasseriaud) durchstreifen die Umgebung, rauchen, stecken eine Scheune in Brand und folgen einem Abschleppwagen auf ein stillgelegtes Studiogelände mitten im Nirgendwo. Als sie jedoch im Kofferraum eines Autos eine gefesselte Frau entdecken und einer maskierten Gestalt begegnen, wird der Abenteuerausflug plötzlich zum Überlebenskampf.

Schon die nostalgischen Bilder und die Kameraschwenks über die sommerliche Landschaft machen deutlich, dass die Regisseure ganz bewusst an Rob Reiners melancholische Stephen-King-Adaption „Stand by Me“ anknüpfen, einen für die 1980er Jahre typischen Coming-of-Age-Film. Ebenso wie dieser erzählt „Among the Living“ vom Verlust der Unschuld und vom Übertritt in die Erwachsenenwelt, vermischt diese Entwicklungsschritte aber auf durchaus ungewöhnliche Weise mit unterschiedlichen Ausprägungen des Horrorkinos. Breitet sich im Prolog noch heftiges Familiengrauen aus, macht sich nach dem Betreten der heruntergekommenen Filmstadt – programmatisch „Blackwood Studios“ betitelt – eine unheimliche Hinterwäldler-Atmosphäre breit, die irgendwann schließlich in den Home-Invasion-Modus kippt. Unterfüttert wird all dies mit einem nervenzerrenden Score (verantwortlich: Raphaël Gesqua), der sich manchmal so anhört, als würde jemand gegen ein gespanntes Drahtseil schnipsen.

Bustillo und Maury kennen sich in den Genre-Gefilden aus und zitieren mit großer Freude altbekannte Muster und Standardsituationen, etwa den in „Scream“ zum Markenzeichen erhobenen Anruf eines Killers aus dem Inneren des Hauses. Gleichzeitig überrascht das Regiegespann aber auch mit bewussten Erzählbrüchen und einer bitteren Konsequenz, was das Schicksal der jugendlichen Protagonisten betrifft. Sicherlich geraten die tonalen Schwankungen hier und da etwas aus dem Ruder. Und auch die Handlungslogik bleibt ein ums andere Mal auf der Strecke. Der Spannung tut dies jedoch keinen wirklichen Abbruch, da die beiden Franzosen den Betrachter in den meisten Fällen über ihre eindringliche Inszenierung an die Notlage der Figuren binden können. Selbst wenn diese nur mit groben Strichen gezeichnet sind. Das Rad erfindet „Among the Living“ gewiss nicht neu, als kleiner, ungehobelter Terrorstreifen funktioniert er dennoch recht gut. Und das, obwohl sich Bustillo und Maury mit krassen Gewalteruptionen spürbar zurückhalten. Blutig und explizit wird es nur am Anfang und im etwas überhastet heruntergespulten Finale.

>> von Christopher Diekhaus

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