„Haus der 1000 Leichen“ ist ein bunter Mix aus verschiedenen Filmen des Genres, gepaart mit schnellen Schnitten und MTV-Ästhetik. Rob Zombie kreierte ein Werk, das trotz gewisser Schwächen einen hohen Unterhaltungswert bietet und sich vor Vergleichen keineswegs verstecken muss. Ganze sechs Jahre dauerte es dann, bis er mit Lions Gate Films einen fähigen Publisher fand. Andere Verleiher sträubten sich aufgrund der gewalttätigen Szenen im Film. Dem Ruf vorausgeeilt, verkaufte sich der Erstling des Rockers recht passabel in der ganzen Welt. Kaum verwunderlich, dass 2005 der Nachfolger in die Kinos kam. Verwunderlich, dass Rob Zombie mit „The Devil’s Rejects“ einen neuen, noch roheren Weg einschlägt.
Die Firefly Familie ist nicht nur im Besitz von unzähligen Opfern, sondern auch vielen Familienmitgliedern, die verrückter sind als alles, was man zuletzt bestaunen durfte. Bei so vielen Leichen im Keller, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Polizei endlich aufmerksam wird. Mit einem ganzen Batallion wollen sie das Höllenloch ausmerzen und stoßen dabei auf ihre schlimmsten Albträume. Drei Angehörige können fliehen und hinterlassen auf ihrem Trip eine blutige Spur der Verwüstung. Eine zufällig durchreisende Countryband erlebt dabei ihr helles Wunder und wird den Glauben an Gott wohl erst einmal verloren haben. Aber wie sagt man doch so schön? Alles was du als Mensch verursachst, fällt dreifach auf dich zurück!
Weg von bunter Optik mit schrillen Outfits und rockigen Score, hin zum staubigen Alltag der Wüstenbewohner, die einem sicher die eine oder andere Geschichte erzählen können, über die sich Otto Normalverbraucher sicher nur fragend an die Stirn fasst. Der Schnitt zum Nachfolger ist schon sehr auffallend und gewagt. Beide Werke haben bis auf die Hintergrundstory auch nicht viel gemeinsam. So besaß „House of 1000 Corpses“ ein mystisches Feeling, welches mit der Figur des Dr. Satan passend untermauert wurde. „The Devil’s Rejects“ besitzt diese Stimmung nicht. Notwendig oder nicht? Für Freunde des Erstlings wird das zweite Abenteuer eine gewaltige Umstellung darstellen. Wurde doch auch in „Corpses“ abgeschlachtet und gefoltert, bot sich durch das unglaubwürdige Setting aber eine Distanz zum Thema, die nun nicht mehr vorhanden ist.
Das Geschehen wirkt real, sogar sehr real. Können wir es nicht täglich im Radio und Fernsehen hören, dass Verrückte Menschen foltern und diese danach unmenschlich unter ihrem Bett verwesen lassen? Durch diesen Fakt wirkt Zombies Streich umso eindringlicher. Raue Optik und die durchweg laufende Countrymusik unterstreichen die wilde Tour dabei. Der Gewaltpegel wurde noch einmal nach oben geschraubt und verdeutlicht den kranken Charakter von Otis, Baby und Spaulding umso mehr. So ist es doch leicht fraglich, dass dem Zuschauer Figuren wie Baby regelrecht ans Herz wachsen und man sich dabei ertappt, wie vergnügt auf das nächste Opfer gewartet wird, man dem verachtenden Spiel beiwohnt und am Ende vielleicht noch entsetzt darüber ist, dass seinem Lieblingscharakter Schaden zugefügt wird.
Den Akteuren wurden bewusst Markenzeichen zugeführt. So ist Baby, gespielt von Sheri Moon Zombie (genau, die Frau des Regisseurs persönlich!), eine schrille Person, die kindlich verspielt mit ihren Reizen umzugehen weiß, und das auch ihre Opfer spüren lässt. Captain Spaulding, ein verrückter alter Clown, der sich mit einem Vergnügungspark für finstere Gesellen über Wasser hält und Vater der Bande ist, hinter der Fassade aber ein recht netter Zeitgenosse zu sein scheint. Otis ist der uneinschätzbare Draufgänger, ohne Mitgefühl und Anstand. Unmenschlich und dennoch sympathisch verkörpern sie das perfekte Trio-Infernale. Auch sonst ließ sich Zombie bei der Darstellerwahl nicht lumpen. So überzeugt Ken Foree als rüstiger Bordellbesitzer mit seinem Handlanger Clevon, gespielt von Michael Barryman aus The Hills Have Eyes.
Das Rob Zombie gelernt hat, ist ohne Frage deutlich erkennbar. Experimentierfreudige Einstellungen und wilde Bilderfluten sind nicht mehr zu erkennen. Umso deutlicher feiert „The Devil’s Rejects“ ein Revival des Exploitation-Kinos der 70er Jahre, wenn auch weit weniger offensichtlich als noch im Vorgänger. „The Devil’s Rejects“ war nur der Anfang einer neuerlichen Terrorwelle, die mit Filmen wie „Hills Have Eyes“ und „Hostel“ Kinoerfolge feiert. Menschen mit wenig Sinn für Gewalt wird dieser Streifen bereits in den ersten Minuten überfordern, weshalb ein gesundes Maß für Blut und Terror vorhanden sein sollte. Den geringen Storygehalt überspielen die Darsteller gekonnt. Eine ausstaffierte Geschichte möchte Zombie wohl auch gar nicht erzählen, sondern mit seinem terrorisierenden Roadmovie einfach nur schocken. Das ist ihm mit Bravour gelungen! Den wohl besten Einsatz des Songs „Free Bird“ von Lynyrd Skynyrd gibt es im Finale dann noch oben drauf. Fröhliches Abschlachten!