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Moviebase Magic, Magic

Magic, Magic
Magic, Magic

Bewertung: 75%

Userbewertung: 75%
bei 43 Stimmen

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Originaltitel: Magic, Magic
Kinostart: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verkauf: 26.06.2014
DVD/Blu-Ray Verleih: 26.06.2014
Freigabe: FSK 16
Lauflänge: 93 Minuten
Studio: Braven Films, Killer Films
Produktionsjahr: 2014
Regie: Sebastián Silva
Drehbuch: Sebastián Silva
Darsteller: Michael Cera, Juno Temple, Emily Browning, Catalina Sandino Moreno, Agustín Silva

Entscheide dich für ein bestimmtes Genre. Folge einem klassischen Storyaufbau. Konstruiere eine sympathische oder zumindest spektakuläre Hauptfigur. Ziehe klare Grenzen zwischen Gut und Böse. Finde einen er- oder auflösenden Abschluss. So lauten einige der ungeschriebenen Regeln des narrativen Films, zumindest aus kommerzieller Sicht. Aus dieser Perspektive ist es erstaunlich, dass Sebastián Silvas "Magic Magic" überhaupt finanziert und gedreht wurde – denn er folgt keiner dieser Regeln. Noch erstaunlicher aber ist, dass er trotzdem überzeugt. Wenn auch auf eine Weise, die einem Großteil der Zuschauer vor den Kopf stoßen dürfte.

Zunächst einmal ist da dieser schreckliche Titel, der eher an zuckersüßes Nachmittagsprogramm auf dem "Disney Channel" denken lässt, als an ernstzunehmende Genre-Kost. Aber kann man "Magic Magic" überhaupt als Genre-Film bezeichnen? Die Ausgangssituation scheint es anzudeuten: Die beiden Cousinen Alicia (Juno Temple) und Sarah (Emily Browning) aus den USA begeben sich auf einen Wanderurlaub nach Chile, gemeinsam mit Sarahs chilenischem Boyfriend Augustín (Augustín Silva), seiner Schwester Barbara (Catalina Moreno) und seinem Kumpel Brink (Michael Cera). Junge Amerikaner auf einem Trip ins "düstere" Lateinamerika? Wäre dies ein Eli-Roth-Film, könnte man bereits die Zeit stoppen, bis der oder die Erste von finsteren Bösewichtern aufgeschlitzt wird.

Auch in "Magic Magic" hängt von Anfang an eine durchaus unangenehme, feindselige Stimmung in der Luft. Schon kurz nach der Zusammenkunft der Gruppe erweist sich die reiseunerfahrene Alicia nämlich als gänzlich inkompatibel mit den lässig Spanisch parlierenden Mitreisenden. Sie ist ein Nervenbündel, ein wenig verwöhnt und generell einer von diesen Menschen, die in Gesellschaft unbekannter Leute nie den richtigen Ton treffen. So wirft es sie auch völlig aus der Bahn, als ihre einzige "Verbündete" Sarah kurz vor Beginn des Trips aus fadenscheinigen Gründen zurückbleibt und erklärt, erst einige Tage später nachzukommen.

Alicia ist eindeutig die Protagonistin des Films, wenn "Magic Magic" auch nicht immer konsequent ausschließlich ihrer Perspektive folgt. Dennoch ist sie uns als Zuschauer von Anfang an mit ihrer weinerlichen, hypersensiblen Art eher suspekt, wenn nicht gar unsympathisch – ein erster Schlag gegen traditionelle Sehgewohnheiten, den man verdauen muss. Die Gruppe um Augustín ist allerdings keinen Deut angenehmer: Regisseur und Autor Silva baut mit genüsslichem Sadismus eine Stimmung auf, die jedem, der sich schon einmal in einer Gruppe unerwünscht gefühlt hat, bekannt sein dürfte. Dabei setzt er nicht auf Drastik, sondern auf die kleinen, enervierenden Gemeinheiten und Missverständnisse, die Verständigung oder sogar ein gegenseitiges Näherkommen konstant torpedieren.

Das klingt eher unangenehm und das ist es auch: "Magic Magic" erlaubt dem Zuschauer keinerlei Ruhe sondern versetzt uns in permanentes Unwohlsein. Dass man der zunehmendem Entfremdung zwischen Alicia und den anderen dennoch weiterhin gebannt zusieht, liegt an mehreren Faktoren. Zum einen überzeugt das Drehbuch mit ungewöhnlichen Dialogen, die mal auf verschobenen, staubtrockenen Humor, mal auf bewusst belangloses Gerede à la "Mumblecore" setzen. Zum zweiten begeistert der junge, durchaus namhafte Cast – alle, ganz besonders aber der grandios merkwürdige Michael Cera, scheinen großes Vergnügen an ihren eher unsympathischen Figuren zu finden. Auch Juno Temples Performance als die fahrige Alicia ist großartig, weil gänzlich uneitel und konsequent. Zudem schwebt über der nebligen chilenischen Landschaft eine Ahnung von uralter Magie und Naturgewalt – vor allem dank der beeindruckenden Bilder der beiden prominenten Kameramänner Christopher Doyle (u.a. "In The Mood For Love") und Glenn Kaplan.

Zu viel darf nun von der bis zum Schluss absolut unvorhersehbaren Story nicht verraten werden; trotz der stetig steigenden Spannung sollte man aber keinen "Showdown" oder Twist erwarten. Viel eher hinterlässt einen "Magic Magic" mit der Frage, was man gerade eigentlich genau gesehen hat. Die Chronik eines Abstiegs in den Wahnsinn? Einen Fall von Besessenheit? Oder einfach nur ein drastisches Beispiel von katastrophal gescheiterter Gruppendynamik? Diese Unklarheit, das ständige Pendeln zwischen verschiedenen Stimmungen, mysteriöse Andeutungen und einige reichlich bizarre Einfälle dürften vielerorts für zuckende Schultern und Kopfkratzen sorgen. Für andere ist das aber vielleicht gerade ein angenehmes Gegenmittel zu der überwältigenden Mehrheit an sklavisch den eingangs erwähnten Regeln folgenden Genre-Erzählungen.

>> geschrieben von Tim Lindemann

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