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Moviebase Sinister 2

Sinister 2
Sinister 2

Bewertung: 65%

Userbewertung: 45%
bei 93 Stimmen

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Originaltitel: Sinister 2
Kinostart: 17.09.2015
DVD/Blu-Ray Verkauf: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verleih: Unbekannt
Freigabe: FSK 16
Lauflänge: Unbekannt
Studio: Blumhouse Productions, Entertainment One
Produktionsjahr: 2014
Regie: Ciaran Foy
Drehbuch: Scott Derrickson
Darsteller: Shannyn Sossamon, James Ransone

Das Bild, egal ob bewegt oder nicht, ist ein ideales Versteck für das Böse, sowohl in Gestalt von allzu menschlichen Schrecken als auch in ihrer religiös verklausulierten Form, den Dämonen. Das Horrorgenre hat das längst erkannt. "The Ring" illustrierte diesen Umstand für die Milleniumsgeneration besonders eindrücklich, das Phänomen aber ist älter, viel älter. Der Film "Sinister 2" ist sich, viel stärker noch als sein Vorgänger, dieser Tradition bewusst. Nicht nur erklärt eine Figur in einer der stärksten Szenen die Geschichte des medial transportierten Bösen, mit seinen knackenden und rauschenden Super8-Einsprengseln setzt der Film von Regisseur Ciaran Foy einen überraschend altmodischen Kontrapunkt zum Digital-Hochglanzlook des aktuellen Horrorkinos.

Entsprungen aus der omnipräsenten Franchise-Schmiede Blumhouse ("The Conjuring" etc) leidet "Sinister 2" zunächst einmal an den üblichen Schwächen der Produktionsfirma: Der Plot folgt sklavisch einem schablonenhaften Erzählmuster, die Figuren bleiben größtenteils Stereotypen und beinahe jeder unheimliche Moment wird von einem penetranten "Jump-Scare" pointiert – oder besser: ruiniert. Warum also übt "Sinister 2" dennoch eine starke Faszination aus? Auch an der Story kann es nicht liegen, die ist wie erwartet eine schlecht maskierte Wiederholung der Ereignisse aus "Sinister": Die junge Mutter Courtney (Shannyn Sossamon aus "Ritter aus Leidenschaft"!) zieht mit ihren Zwillingen Dylan und Zach in ein verfallenes Landhaus, in dem vor einigen Jahren eine gesamte Familie ausgelöscht wurde. Sie ist auf der Flucht vor ihrem äußerst gewalttätigen Ex-Mann. Plötzlich taucht ein Fremder an der verfluchten Farm auf: Der Polizist aus dem ersten "Sinister"-Teil (James Ransome, offenbar ein großer Edward-Norton-Fan) erkennt in Courtneys Farm einen Machtort des Dämonen Bughuul und beschließt ihr und ihren Söhnen zu helfen.

Bughuul, das wissen wir aus "Sinister", sendet kleinen Kindern aus vernachlässigten Verhältnissen grausige Träume, in denen die Geister seiner vorigen Opfer Super 8-Aufnahmen von den brutalen Massakern an ihren eigenen Familien vorführen. Diese Prämisse, die in Teil eins zwar atmosphärisch ausgeschlachtet wurde, aber auch ein wenig absurd daherkam, wird in "Sinister 2" nun ernster genommen. Zach, der hier von den blassen, hohläugigen Kinder-Geistern heimgesucht wird, kämpft an gegen die Stimmen, die ihm langsam den Mord an seinen Eltern und seinem Bruder einreden wollen. Immer wieder zwingen ihn die Phantome, den alten, knatternden Projektor im Keller anzuwerfen und sich einen weiteren blutigen Clip aus der übernatürlichen Snuff-Produktion Bughuuls anzusehen. Als er sich weigern will, sagt der Anführer der Geister-Truppe: "You must. The movies make the dreams go away."

Verschiedene spannende Themen stecken in dieser Ausgangssituation, nicht allen ist der Film ganz gewachsen. Dennoch: Grundsätzlich ist "Sinister 2" ein hochgradig effektiver Film über häusliche Gewalt im 21. Jahrhundert, man könnte ihn beinahe eine Parabel nennen. Denn Bughuul ist nichts weiter als eine übermächtige, gewalttätige Vaterfigur; in einer Traumszene der Zwillinge werden Vater und Dämon durch schnelles Cutting sogar visuell zu einer Person. Die sich in Brutalität stetig steigernden "home movies", die Zach von der Meute der verlorenen Kinder aufgezwungen und als Ausweg aus den Angstträumen angepriesen werden, sind längst in unserer Realität angekommen: Im Internet eröffnet sich eine frei zugängliche Masse von realen Unfall- und Verstümmelungsvideos, die alles, was Regisseur Foy hier an angedeuteten Grausamkeiten auf Super 8 bannt, um Längen in den Schatten stellt.

Interessant ist natürlich, dass trotz des zeitgenössischen Settings des Films das "uralte" Medium des knisternden Zelluloids als Wirkungsstätte des Dämons gewählt wird und nicht etwa Youtube-Videos oder Vine-Zusammenschnitte. Wenn der vom Dämon besessene Zwilling gegen Ende mit der Kamera im Anschlag auf Menschenjagd geht, kommen glatt Erinnerungen an "Peeping Tom" auf, immerhin der Klassiker schlechthin in Sachen "Snuff im Film". Für das zentrale Zielpublikum von "Sinister 2" im Alter zwischen 14 und 20 dürfte die immer noch irgendwie magische Produktion von bewegten Bildern durch einen dünnen Streifen Plastik zudem wohl auch gerade durch den zeitlichen Abstand eine gewisse Unheimlichkeit verströmen. Der Film ist also ein geeigneter Gegenpart zu aktuellen Digitaldämonen in Filmen wie "Unknown User", berührt letztlich jedoch die gleiche Angst: Das Abbild, das eine Kamera von uns produziert gleicht uns wie ein Zwilling – aber sind es wirklich wir selbst? 

>> von Tim Lindemann

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