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Moviebase Ex Machina

Ex Machina
Ex Machina

Bewertung: 90%

Userbewertung: 95%
bei 257 Stimmen

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Originaltitel: Ex Machina
Kinostart: 23.04.2015
DVD/Blu-Ray Verkauf: 03.09.2015
DVD/Blu-Ray Verleih: 03.09.2015
Freigabe: FSK 12
Lauflänge: 108 Minuten
Studio: DNA Films
Produktionsjahr: 2014
Regie: Alex Garland
Drehbuch: Alex Garland
Darsteller: Domhnall Gleeson, Oscar Isaac, Alicia Vikander, Chelsea Li, Corey Johnson, Evie Wray

Dass man mit einer originellen Prämisse, einem Gespür für visionäre Bilder und spannenden Figuren in einer zunehmend gleichförmigen Kinolandschaft nach wie vor überraschen kann, demonstriert der britische Roman- und Drehbuchschreiber Alex Garland („28 Days Later“) in seinem Regiedebüt „Ex Machina“. Einem vielschichtigen, clever gebauten Kammerspiel, das einen Blick in die nicht allzu ferne Zukunft wirft und das Thema „Künstliche Intelligenz“ in den Mittelpunkt einer modernen Frankenstein-Erzählung stellt.

Interessant ist schon die Tatsache, dass der Film keine Zeit mit einer ausführlichen Exposition verschwendet, sondern das Publikum direkt in ein atemberaubendes, zugleich aber auch beunruhigendes Forschungssetting hineinschleudert. Bevor sich der 24-jährige Programmierer Caleb (Domhnall Gleeson) darüber wundern kann, dass er ganz unerwartet einen firmeninternen Wettbewerb gewonnen hat, befindet er sich auch schon auf dem Weg nach Alaska (Drehort war Norwegen) in das abgeschottete Refugium seines Arbeitgebers Nathan (gespielt von Oscar Isaac), der ihn recht kumpelhaft begrüßt.

Der unsichere Informatiker ist beeindruckt vom luxuriösen Anwesen des Internetmilliardärs und staunt nicht schlecht, als er den Grund für seinen Aufenthalt erfährt. In den kommenden Tagen soll sich Caleb intensiv mit Nathans neuester Schöpfung, der bildschönen Roboterfrau Ava (Alicia Vikander), beschäftigen und testen, ob das KI-Wesen über ein echtes Bewusstsein verfügt. Neugierig, aber ebenso eingeschüchtert nimmt der Besucher die Interaktion mit der Androidin auf und ist schon bald von ihrer Anmut fasziniert. Kopfzerbrechen bereitet Caleb allerdings das merkwürdig-launische Verhalten seines Gastgebers und Avas Warnung, Nathan nicht zu trauen.

Ein Sci/Fi-Film ganz ohne krachende Effekte, stattdessen fokussiert auf seine drei Hauptfiguren und versehen mit einer unheilvoll brodelnden Atmosphäre, die Feindseligkeit und Paranoia zu Tage fördert. Garlands Ansatz ist ungewöhnlich, entfaltet allerdings einen enormen Sog – vorausgesetzt, man kann sich einlassen auf den bedächtigen Erzählrhythmus und die fordernden Gespräche, in denen unsere technisierte Lebenswelt, die Konsequenzen einer grenzenlosen Forschung und das Wesen des Menschen thematisiert werden. Anders als Wally Pfister, der in seinem höchst durchschnittlichen Regiedebüt „Transcendence“ eine außer Kontrolle geratene künstliche Intelligenz mit gehörigem Zerstörungspotenzial präsentierte, bringt Alex Garland eine sanftmütige, betörend gestaltete Roboterfrau in Stellung, die keine Allmachtsfantasien zu hegen scheint. Weshalb es dem Betrachter ebenso wie Caleb äußerst leicht fällt, sich von diesem seltsam-faszinierenden Wesen in den Bann ziehen zu lassen, selbst wenn Restzweifel zurückbleiben. Treibt Ava vielleicht doch ein falsches Spiel? Täuscht sie ihre Emotionen nur vor? Und wenn ja, welche Rolle ist dann dem sichtlich überforderten Programmierer zugedacht?

Fragen, die „Ex Machina“ in einem konstanten Spannungszustand halten, gleichzeitig aber auch durch das Auftreten des Hausherrn unterlaufen werden. Immerhin geht von Nathan weitaus mehr Bedrohung aus als von der aufreizenden Androidin. Entgegen üblichen Filmkonventionen zeichnet Garland den Internetunternehmer nicht als verdrucksten Milchbubi (eine Rolle, die vielmehr seinem Besucher zukommt), sondern fast schon proletenhaften Testosteron-Bomber, der andauernd seinen Körper stählt und sich mehr als einmal über Calebs Lehrbuchdenken lustig macht. Dass der CEO dennoch ein Technikgenie sein muss, steht außer Frage, da er die wichtigste Suchmaschine der Welt entwickelt und damit den Grundstein für seine milliardenschwere Firma gelegt hat.

Zu seinem Gast pflegt der Exzentriker ein seltsam ambivalentes Verhältnis. Manchmal scheint er sich überhaupt nicht für dessen neueste Erkenntnisse zu interessieren, in anderen Momenten wiederum legt er es regelrecht auf eine wissenschaftliche Diskussion an. Für den von Domhnall Gleeson verkörperten Caleb und den Zuschauer bleibt Nathan ein undurchsichtiger Zeitgenosse, der auch deshalb unheimlich wirkt, weil er die Gespräche zwischen dem jungen Informatiker und Ava als allwissende Instanz über die omnipräsenten Kameras verfolgt.

Furios ist zweifelsohne, wie Regiedebütant Garland die schwelenden Konflikte im wendungsreichen Schlussdrittel mit einem großen Knall zum Überkochen bringt. Ohne den Blick von seinen Protagonisten abzuwenden, führt der Filmemacher seine kluge Geschichte zu einem Höhepunkt, der es wirklich in sich hat. Der weiterhin auf plattes Spektakel verzichtet. Der in gleichem Maße Schaudern und tiefes Verständnis hervorruft. Und damit niemanden kalt lassen dürfte. Wer sich von so vielen Argumenten noch nicht überzeugen lassen will, sollte einfach einen Blick in den Trailer werfen. Immerhin bekommt man dort einen guten Eindruck von den optischen Reizen, die „Ex Machina“ außerdem zu bieten hat. Ob es die strengen futuristischen Laborräumlichkeiten sind, andere Teile von Nathans aufregender High-Tech-Villa oder aber die majestätischen Aufnahmen der umliegenden Bergwelt (Kamera: Rob Hardy) – dem Auge wird einiges geboten. Auch deswegen darf man schon jetzt auf Garlands kommende Regiearbeiten gespannt sein!

>> von Christopher Diekhaus

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