Mit asiatischen Horrorfilmen ist es ja immer so eine Sache. Da gab es die Vorreiter, wie Ringu oder Ju-On: The Grudge. Ihnen folgten unaufhaltsam die Plagiate, selten mit viel, oft mit wenig Geist. Obwohl, Stichwort Geister: an Spuk mangelte es den Werken auf keinen Fall, denn Geister gab es zuhauf in diesen Filmen. Meist trugen diese die Gestalt eines kleinen Mädchens, schwarze Haare, tief ins Gesicht gestrackt und mit schön gruseliger Kulisse untermalt.

Und nun, auf den ersten Blick könnte man denken, dass Kiroshi Kurosawa (Kairo/Pulse) in seinem Streifen Seance die gleiche Absicht hatte, die Geschichte würde einen jedenfalls darauf zurückschließen lassen: Das Medium Jun besitzt die Fähigkeit in Kontakt mit Verstorbenen zu treten. Als eines Tages die Polizei sie bittet im Falle einer Kindesentführung weiterzuhelfen, nehmen die unheilvollen Dinge ihren Lauf: das entführte Mädchen, das sie aufspüren soll, kommt ihr näher als es Jun lieb ist. Es befindet sich nämlich im Ausrüstungskoffer ihres Ehemannes, unmittelbar in ihrem Haus. Als Jun und ihr Mann rausfinden, dass die Kleine noch am Leben ist, wenden sich die Dinge jedoch zu allem anderen als zum Guten - die beiden haben nämlich ganz ander Pläne mit ihr...

Steinigt mich Leute, aber bei allem besten Willen, den ich für diesen Film aufgebracht habe: ich finde ihn einfach nicht gut! Regisseur Kurosawa geht es ähnlich an wie bei seinem Film Kairo/Pulse und setzt uns einen typisch asiatisch, ruhigen Gruselstreifen vor. Schockeffekte finden sich in diesem Film nicht - einerseits schade, denn etwas zusammengezuckt wäre ich schon gerne. Andererseits aber auch gut so, denn bevor man auf billige Tier-laute Musik-Buh!-Scares zurückgreift, erzeugt man die Spannung lieber durch ausgeklügelte Atmosphäre und subtilen Nervenkitzel. Doch auch hier scheint Kurosawa zu scheitern, denn der Film, der sehr auf psychologischen Spielereien aufbaut (sowohl in seiner Handlung als auch in seiner Wirkung auf den Zuschauer), bietet nur im Ansatz interessante Aspekte, die jedoch über die Spielzeit von 97 Minuten nicht aufrecht erhalten werden können. Natürlich muss man bedenken, dass es sich bei Seance um eine TV Produktion handelt, was natürlich ein relativ geringes Budget nach sich zieht. Für diese Ausgangssituation ist der Film qualitativ eigentlich recht ordentlich geworden: die Haupdarsteller spielen ihre Rolle überzeugend, der Ton hat so seine Momente (hervorragende Arbeit, wenn auch etwas von der Konkurrenz abgeguckt, jedoch Hauptträger der Spannung) und an Aussage mangelt es dem Streifen gewiss nicht. Der Fehler liegt eher im Gesamtbild (fernsehtypisch übrigens im 4:3 Format) und in den unbefriedigten Erwartungen, die Seance sicher bei vielen Zuschauern hinterlassen wird.

Nun ist dieser Film jedoch gewiss nichts für Stereotypen wie den Jump-Scare-Fan. Solche Leute sollen Filme wie Darkness Falls und Madhouse gucken gehen. Einen Film wie Seance jedoch als "düsteren, schockierenden Psycho-Horrorthriller [...] von verstörender Unruhe und Grausamkeit" (DVD Cover) zu bezeichnen, klingt für mich mehr als nur weltfremd. Dafür besitzt Seance einfach kein Potenzial. Auch im Nachhinein zeigt er einfach keinerlei Wirkung auf den Zuseher. Wenn man die einzelnen Elemente des Filmes zusammenzählt, ergeben sie für mich einfach keinen Sinn, im Gegenteil, anstatt angefangene Ansätze zu ihrem logischen Ende zu bringen, werden diese ad absurdum geführt. Sollte dies die intendierte Spielerei mit der Psyche des Zuschauers sein, dann ist es Herrn Kurosawa gelungen. Ansonsten führen diese Spielereien eher zu einer Distanz, die man zu den Hauptfiguren aufbaut und somit von Sympathie oder Mitgefühl für die Protagonisten gar keine Rede sein kann.

Seance bleibt somit ein Film, aus dem sich für Fans des Regisseurs und des Genres sicher etwas rausholen lässt. Will man sich jedoch ein besseres Bild von Kurosawa machen, sollte man auf den wesentlich besseren Pulse/Kairo zurückgreifen.

>> geschrieben von Dominic Stetschnig