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Moviebase Hereditary - Das Vermächtnis

Hereditary - Das Vermächtnis
Hereditary - Das Vermächtnis

Bewertung: 85%

Userbewertung: 90%
bei 389 Stimmen

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Originaltitel: Hereditary
Kinostart: 14.06.2018
DVD/Blu-Ray Verkauf: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verleih: Unbekannt
Freigabe: FSK 16
Lauflänge: 126 Minuten
Studio: PalmStar Media, Windy Hill Pictures
Produktionsjahr: 2018
Regie: Ari Aster
Drehbuch: Ari Aster
Darsteller: Toni Collette, Gabriel Byrne, Alex Wolff, Ann Dowd, Zachary Arthur, Mallory Bechtel

Für große Aufregung sorgte der Trailer zum Horrordrama „Hereditary – Das Vermächtnis“ Ende April, als er versehentlich in einem australischen Kino im Vorprogramm zum Animationsabenteuer „Peter Hase“ auftauchte. Berichten zufolge reagierten viele der im Saal anwesenden Kinder und Eltern mit großem Entsetzen auf die abgründigen, so gar nicht in den familienfreundlichen Rahmen passenden Bilder. Eine Nachricht, die umso haarsträubender erscheint, wenn man sich vor Augen hält, dass das seit seiner Sundance-Premiere gefeierte Spielfilmdebüt von Ari Aster auch weniger zartbesaiteten Zuschauern einige Nerven raubt. Obschon die von zahlreichen Kritikern angestimmten Lobeshymnen vielleicht etwas zu euphorisch ausfallen, darf man sich auf einen ungewöhnlich durchdacht und souverän inszenierten, vom Start weg unheilvoll brodelnden Familienspuk freuen, mit dem die US-amerikanische Verleih- und Produktionsfirma A24 abermals ihr gutes Gespür bei Horrorstoffen beweist.

An den Anfang seiner Stück für Stück eskalierenden Geschichte stellt Aster eine Todesanzeige und setzt damit gleich einen bedrückenden Akzent. Nach dem Ableben der dominanten Ellen Taper Leigh gerät der Alltag ihrer engsten Verwandten zunehmend aus den Fugen. Im Haus ihrer Tochter Annie (Toni Collette, „Krampus“), die zusammen mit ihrem Ehemann Steve (Gabriel Byrne, „Spider“) und ihren Kindern Peter (Alex Wolff, „My Friend Dahmer“) und Charlie (Broadway-Darstellerin Milly Shapiro in ihrem ersten Leinwandauftritt) mitten im Grünen wohnt, tragen sich merkwürdige Dinge zu. Immer öfters glaubt Annie, ihre Mutter zu sehen, und sucht eines Tages eine Selbsthilfegruppe auf, um mit ihren widerstrebenden Gefühlen klarzukommen. Vorbereiten können sie die trostspendenden Gespräche jedoch nicht auf das Grauen, das mit dem Vermächtnis der Verstorbenen irgendwann über die Familie hereinbricht.

Ein irritierendes Unbehagen erzeugt Aster schon in den ersten Szenen, indem er Annies künstlerisches Schaffen für ein optisches, die Grenzen der Realität sprengendes Kabinettstückchen nutzt. Die von Pawel Pogorzelski geführte Kamera schwenkt durch einen Raum im Anwesen der Grahams, nimmt die von Annie erschaffenen Modellbauten in den Blick und gleitet schließlich in eine Nachbildung ihres eigenen Wohnhauses hinein, bis das Zimmer ihres Sohnes fast bildfüllend zu sehen ist und urplötzlich zum Leben erwacht: Steve tritt ein und bittet Peter, endlich aufzustehen. Ein mysteriöser Auftakt, der deutlich unterstreicht, dass hier ein Regisseur mit einer klaren Vision am Werk. Auch später zeigt der Film immer wieder die detailreich gestalteten Dioramen (verantwortlich: Steve Newburn), die vor allem dann besonders unheimlich wirken, wenn sie ein dramatisches Ereignis aus dem Leben der Protagonisten rekonstruieren.

Dass innerhalb der Familie handfeste Konflikte und dunkle Schatten lauern, lässt sich bereits während der von Annie abgehaltenen Grabrede erahnen, in der das eigenwillige Wesen der Toten zur Sprache kommt. Auf eindringliche Weise brechen der unter der Oberfläche köchelnde Schmerz, die aufgestaute Wut und finstere Geheimnisse hervor, als Ellens Tochter bei einem Treffen der Selbsthilfegruppe ihr Innenleben offenlegt. Wie Toni Collette in dieser Szene ihre Figur langsam auftauen und sich den Frust von der Seele reden lässt, ist zweifelsohne großes Kino. Überhaupt legt die Golden-Globe-Preisträgerin eine furiose, emotional mitreißende Performance hin und zieht den Zuschauer immer tiefer in das auseinanderbrechende Familientableau hinein. Gabriel Byrne bildet als stiller, ruhender Pol einen spannenden Gegenpart, während Kinodebütantin Milly Shapiro der in sich gekehrten Außenseiterin Charlie eine verstörende Ausstrahlung verleiht – nicht zuletzt durch ihre leicht schiefe Physiognomie. Wer den Trailer zu „Hereditary – Das Vermächtnis“ bereits gesehen hat, weiß um eine Szene, in der Annies Tochter äußerlich ungerührt eine ungeheuerliche Tat begeht.

Unterstützt von furchteinflößenden, dissonanten Klängen aus der Feder des Avantgarde-Saxofonisten Colin Stetson, entwirft Ari Aster eine bedrückende, von Schuldgefühlen durchdrungene Atmosphäre, die keine plumpen Schockeffekte braucht, um das Publikum zu verunsichern. Ohne Hektik zieht der Regisseur und Drehbuchautor die Schlinge um den Hals der Grahams enger und lässt das Übernatürliche schrittweise in das Geschehen eindringen. Neben seiner inszenatorischen Finesse blitzt regelmäßig auch sein erzählerisches Können auf, das sich unter anderem in cleveren An- bzw. Vorausdeutungen – etwa einem einfühlsamen Gespräch zwischen Annie und Charlie kurz nach der Trauerfeier – manifestiert. Den Atem stocken lässt besonders eine Wendung, die ob ihrer Grausamkeit und Tragik zu den drastischsten Leinwandüberraschungen der letzten Zeit gehört. An einen familiären Frieden ist nach diesem Ereignis nicht mehr zu denken.

Angesichts der für ein Debütwerk erstaunlich originellen Ideen und Bildeinfälle ist es etwas schade, dass „Hereditary – Das Vermächtnis“ den auf der Zielgeraden entfesselten Wahnsinn zuweilen etwas konventionell visualisiert. Manch einer mag den letzten Akt ein wenig überzogen finden. Da Aster das nun zuweilen blutige Treiben weiterhin mit Intensität versieht, dürfte es allerdings schwerfallen, nicht mitzugehen. Bleibt nur zu hoffen, dass der junge Filmemacher, der mit A24 schon die nächste Horrorarbeit in Planung hat, dem Genre nicht so schnell den Rücken kehrt - wie er erst kürzlich in einem Interview anklingen ließ. 

>> von Christopher Diekhaus

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