Moviebase Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub
Über 470 Millionen Dollar kamen nach der Veröffentlichung des Trickfilmstreifens „Hotel Transsilvanien 2“ im Jahr 2015 an den Kinokassen zusammen, was bei einem Budget von rund 80 Millionen Dollar als veritabler Erfolg durchgeht. Auch wenn die aus dem Hause Sony stammende Reihe rund um Graf Dracula und seine liebenswerten Monster-Freunde bislang bloß durchschnittliche Unterhaltungskost zu bieten hatte, war angesichts dieser Zahlen eine Fortsetzung unausweichlich. Im dritten Teil der milde gruseligen Saga legt Regisseur Genndy Tartakovsky erneut eine simpel gestrickte, oft stark episodenhaft wirkende Handlung vor, in der die skurrilen Protagonisten immerhin einige anarchische Momente geschenkt bekommen. Mit fesselnd-berührenden Animationsfilmen wie „Alles steht Kopf“, „Zoomania“ oder „Findet Dorie“ kann sich das neue Kapitel im Monster-Franchise freilich kein bisschen messen.
Da Hotelbesitzer Dracula (Stimme im Original: Adam Sandler/deutsche Stimme: Rick Kavanian) auf seine Tochter Mavis (Selena Gomez/Janina Uhse) in letzter Zeit einen gestressten Eindruck macht, bucht sie für ihren Vater und seine Liebsten ungefragt eine Reise mit einem Monster-Kreuzfahrtschiff. Niedergeschlagen ist der verwitwete Blutsauger allerdings weniger aufgrund seines Jobs, sondern vielmehr, weil er sich insgeheim nach einer Frau an seiner Seite sehnt und über eine Dating-App auf seinem Handy keine Erfolge erzielen konnte. Als Dracula, Mavis und ihre Schar an Freunden auf dem riesigen Dampfer einlaufen, begegnet der Vampirfürst der Kapitänin Ericka (Kathryn Hahn/Anke Engelke) und ist auf der Stelle hin und weg von der Menschenfrau. Dumm nur, dass es sich bei ihr, was er nicht ahnt, um die Urenkelin eines alten Widersachers handelt, der unbedingt eine offene Rechnung begleichen will.
Die Irrungen und Wirrungen der Liebe spielten besonders im ersten Teil eine prominente Rolle, wo sich Mavis in den Rucksacktouristen Jonathan verguckte. Obwohl ihr Vater im Prinzip rund um die Uhr von seinen Monster-Freunden umgeben ist, fühlt er sich im aktuellen Abenteuer nun ein wenig einsam und wünscht sich nach vielen Single-Jahren endlich eine neue Partnerin. Die Missverständnisse zwischen ihm und seiner Tochter, die aus Draculas Niedergeschlagenheit entstehen, erweisen sich als halbgare Antriebsfedern und wirken zuweilen arg bemüht. Ähnlich nachlässig verfährt das von Tartakovsky und Michael McCullers („The Boss Baby“) verfasste Drehbuch bei Erickas Gewissensbissen, die eine – zumindest für Erwachsene – doch recht vorhersehbare Figurenentwicklung mit sich bringen. Immer mal wieder versuchen die Macher, emotionale Beats zu setzen, graben allerdings nicht tief genug, um den Betrachter wirklich zu bewegen.
Insgesamt erscheint der Plot reichlich austauschbar, selbst wenn manche Episoden amüsant geraten sind. Die erzählerische Beliebigkeit tritt auch im Showdown in den Vordergrund, der zwar einen phasenweise lustigen Musik-Battle lostritt, zugleich aber übertrieben hektisch und spektakellastig daherkommt. Dass „Hotel Transsilvanien 3 – Ein Monster Urlaub“ ungeachtet seiner inhaltlichen Schwächen nicht zu einem Ärgernis mutiert, liegt am nach wie vor sympathischen Figurenensemble, das sich in diversen Slapstick-Szenen wiederfindet. Köstlich ist etwa der Moment, in dem Kapitänin Ericka mehrere Anschläge auf Dracula verübt, jedoch verzweifelt mitansehen muss, wie dessen Freund Blobby jedes Attentat unbeabsichtigt vereitelt. Gespickt mit würzigen Ideen und witzigen Details ist nicht zuletzt der Flug zum Startpunkt der Kreuzfahrt, den der Vampirfürst und seine Gefolgschaft in einer bedenklich klapprigen, von Gremlins gesteuerten Maschine überstehen müssen. Leider sind bei weitem nicht alle Passagen derart überbordend kreativ, sodass es immer wieder Leerlaufphasen gibt. Da Tartakovsky in visueller Hinsicht außerdem nicht das Optimum aus dem Schauplatzwechsel – weg vom Schloss, rauf aufs Schiff – herausholt, pendelt sich der dritte Teil der monstermäßigen Animationsreihe, wie schon sein Vorgänger, auf durch und durch mittelprächtigem Niveau ein.
>> von Christopher Diekhaus