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Moviebase Look Away

Look Away
Look Away

Bewertung: 65%

Userbewertung: 16%
bei 70 Stimmen

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Originaltitel: Look Away
Kinostart: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verkauf: 22.02.2019
DVD/Blu-Ray Verleih: 22.02.2019
Freigabe: FSK 16
Lauflänge: 100 Minuten
Studio: Dana Lustig Productions, Buffalo Gal Pictures
Produktionsjahr: 2018
Regie: Assaf Bernstein
Drehbuch: Assaf Bernstein
Darsteller: India Eisley, Mira Sorvino, Jason Isaacs, Harrison Gilbertson, Penelope Mitchell

Seit Jahrzehnten beliebt ist im Horror- und Thriller-Bereich das Motiv des Spiegels, in dem das Böse lauert und aus dem Unheilvolles in das Leben ahnungsloser Menschen kriecht. Von dieser Vorstellung inspirieren ließ sich auch Regisseur und Drehbuchautor Assaf Bernstein, der zuletzt die erste Staffel der israelischen Fernsehserie „Fauda“ inszenierte. Mit der kanadischen Produktion „Look Away“ legt er einen Gänsehautstreifen vor, in dem Jungdarstellerin India Eisley („Clinical“) in einer anspruchsvollen Doppelrolle brilliert. Der ein wenig an die Stephen-King-Verfilmung „Carrie – Des Satans jüngste Tochter“ erinnernde Psychogrusel-Mix hat unbestreitbar seine Qualitäten, hinterlässt aufgrund einiger erzählerischer Ungenauigkeiten aber einen leicht zwiespältigen Eindruck.

Mit ihrem kränklich-blassen Gesicht fügt sich Hauptfigur Maria (Eisley) bestens in das frostige, schneebedeckte Setting ein, in dem „Look Away“ verortet ist. Jeden Morgen steigt die schüchterne Jugendliche ängstlich in den Bus, da die Mobbingattacken ihres Mitschülers Mark (John C. MacDonald, „Hollow in the Land“) oft nicht lange auf sich warten lassen. Von allen Seiten wird Maria belächelt und findet nur wenig Trost bei ihrer einzigen Weggefährtin Lily (Penelope Mitchell, „The Vampire Diaries“), die freundschaftliche Verbundenheit nur vorgaukelt. Viel besser sieht es auch in ihrem begüterten Elternhaus nicht aus. Marias Vater Dan (Jason Isaacs, „A Cure for Wellness“), der als Schönheitschirurg sein Geld verdient, kritisiert das Aussehen und das fehlenden Selbstvertrauen seiner Tochter bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Und Mutter Amy (Mira Sorvino, „Intruders – Die Eindringlinge“) hat mit ihrer eigenen Labilität zu kämpfen. Eines Tages wird Maria im Badezimmer von ihrem Spiegelbild angesprochen, das sich Airam nennt und deutlich forscher auftritt. Immer öfters klagt sie der furchtlos-aggressiven Doppelgängerin ihr Leid und lässt sich schließlich auf einen Pakt ein, der für ihre Umwelt grausame Folgen hat.

Der unverstandene, gequälte Außenseiter, der irgendwann zu einem Rückschlag ausholt, ist – siehe „Carrie“ – eine vertraute Figur des Mystery- und Horrorgenres, kommt in vielen Filmen aber nicht über den Status eines wandelnden Klischees hinaus. Assaf Bernstein, aus dessen Feder auch das Drehbuch stammt, nimmt sich allerdings ausreichend Zeit, um den Schmerz und die Verunsicherung seiner Protagonistin glaubhaft zu vermitteln. Mag man anfangs noch darüber grübeln, warum die zarte und hübsche Maria überhaupt zu einem Mobbingopfer geworden ist, weiß man schnell zu schätzen, dass „Look Away“ zur Abwechslung einmal nicht das häufig bemühte Bild vom Einzelgänger mit dicker Brille und altmodischen Klamotten reproduziert. Das aufgewühlte Mädchen hadert spürbar mit sich und seinem Leben, fühlt sich unwohl, wenn andere Teenager in seiner Gegenwart Zärtlichkeiten austauschen und muss noch dazu die mehr als zweifelhaften Erwartungen eines perfektionistischen Vaters ertragen, dem nichts Besseres einfällt, als seiner fragilen Tochter zum Geburtstag eine Schönheits-OP zu schenken.

In seiner gemächlich erzählten ersten Hälfte entwirft der von Pedro Luque („Don’t Breathe“) schick fotografierte Film ein spannendes Panorama pubertärer Ängste und schafft es, ohne allzu plumpe Schocktaktiken zu bedienen, eine konstant bedrückende Stimmung zu erzeugen. Dass die Musik manchmal zu stark auf unheilvoll getrimmt ist, lässt sich halbwegs verschmerzen, da Bernstein oft aus kleinen Gesten und alltäglichen Begebenheiten gesteigertes Grauen ziehen kann. Etwa dann, wenn Dan die von ihm angedachten Korrekturen in Marias Gesicht akribisch erläutert. Auch im zweiten Teil, der die Eskalation beschreibt, verfällt der Regisseur nicht in Hektik. Vielmehr lässt er den Schrecken konzentriert hervorbrechen und schenkt dem Zuschauer einige wahrlich unbehagliche Momente. Haften bleiben vor allem eine intensiv gefilmte Verfolgung auf Schlittschuhen und eine höchst gruselige Verführungsszene.

Ein dickes Lob gebührt Hauptdarstellerin India Eisley, die nicht nur in der Rolle der zurückhaltenden, in sich gekehrten Maria überzeugt. Eindringlich spielt sie auch als wütende, diabolische Airam auf, mit der Chaos und Verderben in die Handlung einziehen. Dass Bernstein im Hinblick auf das böse Spiegelbild mit übernatürlichen Elementen und realistischen – soll heißen: psychologischen – Erklärungen jongliert, ist reizvoll. Gänzlich durchdacht wirkt seine Geschichte jedoch nicht. Gleich zu Anfang streut der Film einen Hinweis aus, um wen es sich bei der später auftauchenden Doppelgängerin handeln könnte. Die emotionale Wucht hinter der durch Flashbacks und Albträume eher schlampig eingebauten Idee kommt allerdings nie richtig zum Tragen. Noch dazu versagt das Skript der eigentlich interessanten Figur der Mutter den nötigen Entfaltungsraum. Oscar-Preisträgerin Mira Sorvino (ausgezeichnet für ihre Darbietung in „Geliebte Aphrodite“) wird – man muss es so deutlich sagen – in einer komplett formelhaften Rolle verheizt. Weniger negativ ins Gewicht fällt da schon, dass Bernstein manche Handlungsfäden – beispielsweise den Strang rund um Schul-Tyrann Mike – nicht ganz zufriedenstellend zu Ende bringt. Mit etwas mehr Drehbuch-Feinschliff wäre dem israelischen Filmemacher zweifellos ein richtig guter Spannungsstreifen geglückt. „Look Away“ landet insgesamt über dem Genredurchschnitt, bleibt aber leider ein bisschen unter seinen Möglichkeiten.

>> von Christopher Diekhaus

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