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Moviebase Golem - Wiedergeburt

Golem - Wiedergeburt
Golem - Wiedergeburt

Bewertung: 50%

Userbewertung: 52%
bei 19 Stimmen

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Originaltitel: The Golem
Kinostart: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verkauf: 05.09.2019
DVD/Blu-Ray Verleih: 05.09.2019
Freigabe: FSK 16
Lauflänge: Unbekannt
Studio: Tiberius Film
Produktionsjahr: 2018
Regie: Doron Paz, Yoav Paz
Drehbuch: Ariel Cohen
Darsteller: Ishai Golan, Hani Furstenberg, Brynie Furstenberg, Lenny Ravich, Aleksey Tritenko, Ad Kvetner

Während der Weimarer Republik erlebte die deutsche Kinoindustrie eine Blütezeit und brachte mit dem expressionistischen Stummfilm eine Stilrichtung hervor, die internationales Renommee erlangte. „Das Cabinet des Dr. Caligari“, „Dr. Mabuse, der Spieler“ und „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ zählen zu den bekanntesten Werken dieser Epoche und übten teilweise großen Einfluss auf nachfolgende Filmemacher aus. Zum Kreis der wirkmächtigsten Arbeiten gehört zweifelsohne auch Paul Wegeners und Carl Boeses Gemeinschaftsprojekt „Der Golem, wie er in die Welt kam“, das sich mit einer sagenumwobenen Figur aus der jüdischen Mystik befasst. Eben dieses Wesen steht nun im Mittelpunkt eines israelischen, allerdings auf Englisch gedrehten Horrorthrillers, den die genreerprobten Regiebrüder Doron und Yoav Paz („JeruZalem“) nach einem Drehbuch von Ariel Cohen inszeniert haben.

Litauen im Jahr 1673: Gemeinsam mit ihrem Gatten Benjamin (Ishai Golan) lebt die junge Hanna (Hani Furstenberg) in einer isolierten jüdischen Gemeinde. Obwohl der Tod ihres Sohnes schon länger zurückliegt, hängt er noch immer wie ein Schatten über ihrer Ehe. Während sich Benjamin sehnlichst ein neues Kind wünscht, möchte seine Frau nicht noch einmal einen solchen Verlust erleiden müssen und nimmt daher heimlich ein Mittel, das eine Schwangerschaft verhindert. Am Tag der Hochzeit von Hannas Schwester wird das Dorf von Andersgläubigen überfallen, die die Juden für die im Land grassierende Pest mitverantwortlich machen. Vladimir (Aleksey Tritenko), der Anführer der Invasoren, erzwingt eine Behandlung seiner erkrankten Tochter und droht, den Ort niederzubrennen, sollte es ihr nicht zügig besser gehen. Um die Gefahr durch die Eindringlinge abzuwenden, erschafft Hanna in einem magischen Ritual aus Lehm einen sogenannten Golem. Das in Gestalt eines kleinen Jungen (Kirill Cernyakov) auftretende Geschöpf lässt nur wenig später seine mörderischen Kräfte walten.

Schon im Prolog, der ein Blutbad in einer Synagoge zeigt, hantieren die Regisseure und Skriptverfasser Cohen mit dem vertrauten Frankenstein-Motiv. Schickt sich der Mensch an, Gott zu spielen und auf unnatürliche Weise Leben zu erschaffen, kann dies nur selten einen guten Ausgang nehmen. „Golem – Wiedergeburt“ beschwört ein etabliertes Erzählmuster, gewinnt mit dem Sprung in das abgeschiedene Dorf dann aber mehr Eigenständigkeit und konzentriert sich fürs Erste auf den Alltag von Hanna und Benjamin. Sehr deutlich unterstreicht der Film die Ausgrenzung der Frauen, denen es verboten ist, die Tora zu studieren. Hanna jedoch lehnt sich gegen dieses Prinzip auf und verfolgt die religiösen Sitzungen versteckt unter den Dielenbrettern. Da eine erneute Schwangerschaft schon viele Jahre auf sich warten lässt, drängt ihr als Rabbi fungierender Schwiegervater (Lenny Ravitz) seinen Sohn dazu, sich endlich ein andere Gemahlin zu suchen.

Allein diese Gemengelage erzeugt ein bedrückendes Klima, das durch die verwaschenen, erdfarbenen Bilder nur noch verstärkt wird. Unbehagen macht sich auch deshalb breit, weil der Horrorstreifen durch das Auftauchen der von der Pest gebeutelten Truppe rund um Vladimir den bereits lange vor der NS-Zeit präsenten Antisemitismus und die damit verbundene Sündenbockrhetorik aufgreift. Wenn die Juden bislang von der Epidemie verschont geblieben sind, müssen sie selbst hinter der Seuche stecken, so glauben die brutalen, in ihren Pestmasken wahrlich unheimlich aussehenden Belagerer. Gerade vor diesem Hintergrund erinnert „Golem – Wiedergeburt“ ein wenig an den grimmigen Historienthriller „Black Death“, in dem ein junger Novize mit einer kleinen Rittergruppe eine mysteriöse Kommune aufsuchen soll.

Hat Hanna das stumme Geschöpf einmal zum Leben erweckt, bewegen sich die Paz-Brüder mehr und mehr in konventionelle Gefilde. Auch wenn die Ideen der jüdischen Mystik immer wieder durchscheinen, wirkt der kleine, aber ungemein zerstörungswütige Junge wie ein herkömmliches Teufelskind. Ein Satansbraten, der die von Trauer zerfressene Mutter an ihren Sohn gemahnt und daher eine enorme Anziehungskraft auf sie ausübt. Die Besonderheiten der Golem-Legende treten hinter klassischen Elementen des Evil-Child-Subgenres zurück, wobei es sicher löblich ist, dass der Film auf lauten Jump-Scare-Terror verzichtet. Allerdings werden die blutigen Taten des Burschen nicht immer zufriedenstellend inszeniert. Vielmehr sind die Macher aufgrund des schmalen Budgets mehrfach gezwungen, bloß mit Andeutungen zu arbeiten. Etwa dann, als Hanna an einem Strick baumelt und nur verschwommen wahrnimmt, dass der Golem ihre Angreifer in Stücke reißt.

Da sich in der zweiten Hälfte in das Verhalten der Figuren und in den Handlungsaufbau einige Ungereimtheiten einschleichen, will die schauerliche Stimmung in manchen Passagen nicht recht verfangen. Am Ende fragt man sich zudem, welche Haltung die Regisseure zu ihrer Protagonistin einnehmen. Einerseits wird sie mit einem erfrischend rebellischen Geist ausgestattet. Andererseits scheint das losbrechende Unheil, das auch die Juden selbst erfasst, wie eine gerechte Strafe für Hannas Bund mit überweltlichen Mächten. Während die junge Frau hexenhafte Züge bekommt, darf ihr abweisender Schwiegervater, der vehement vor der Erschaffung eines Golems warnt, die Stimme der Vernunft spielen.

>> von Christopher Diekhaus

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