Moviebase Ich werde immer wissen, was du letzten Sommer getan hast
Soeben aus dem Tiefschlaf erwacht und nun ein paar Worte zum dritten und hoffentlich letzten Ausflug in das „Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast“ Universum. 1997, die Welle der Teen-Horrorfilme begann über die Filmwelt herein zu brechen, trat der oben genannte Film auf den Plan. Mit einer einfachen wie wirksamen Story, mehr oder minder bekannten Gesichtern und etwas Promotion im Rücken, eroberte „Ich weiß, was Du…“ schnell die Herzen der Fans. Rund zwei Jahre und 125 Millionen Dollar später, folgte mit „Ich weiß noch immer, was du letzten Sommer getan hast“ ein zwar weniger erfolgreiches Sequel, das trotz vieler Schwächen aber immerhin noch rund 90 Millionen Dollar in die Kassen spülte. Einer der unsinnigsten Filmtitel der Geschichte ist den Vorgängern wie auch dem aktuellen Ableger bereits in die Wiege gelegt. Der Erfolg scheint groß genug gewesen zu sein, um im Jahr 2006 ein billiges Video-Sequel hinterher zu schieben. Fragt sich nur, zu welchem Preis…
Eine Gruppe Kleinstadt-Teenager in Colorado wird terrorisiert. Ein Streich, den sie für den 4. Juli geplant haben, basiert auf einer unheimlichen Legende und führt versehentlich zum Tod eines ihrer besten Freunde. Daraufhin schwören die jungen Leute, niemals auch nur ein Sterbenswörtchen über ihre Verwicklung in den Vorfall zu verraten. Ihre Freundschaft wird auf eine harte Probe gestellt, als sie sich immer weiter voneinander entfernen. Bis sie am nächsten Unabhängigkeitstag plötzlich bedrohliche Botschaften erhalten, die vermuten lassen, dass noch jemand über die Ereignisse an jenem schicksalhaften Sommerabend Bescheid weiß. Können sie verhindern, dass die schreckliche Legende zum Leben erwacht, oder werden sie nacheinander von der mysteriösen Bedrohung mit dem Haken getötet?
Eigentlich möchte man es ob der latent gegenwärtigen Präsenz aktueller Videoproduktionen nicht für möglich halten, doch „Ich werde immer wissen, was du letzten Sommer getan hast“ beginnt in der Tat vielversprechend. Startend folgen wir im Verlauf der Geschichte einer wie immer feierfreudigen Teenager-Truppe irgendwo im Nirgendwo von Amerika. Kein Küstenstädtchen, keine Insel, ein kleines Bergdorf samt Gondelbahn soll es sein. Natürlich stolpern die Teens bereits zu Beginn in ein dickes Fettnäpfchen, aus dem sich wie erwartet alle Beteiligten so gut es geht rauswinden möchten. Was passiert also? Man schließt wie in den Vorgängerfilmen einen Pakt und will die ganze Geschichte so schnell wie nur möglich hinter sich lassen. Und wieder gibt es einen Außenseiter, der sich von Anfang an gegen die Geheimniskrämerei stellt.
Klingt unoriginell? Ist es leider auch. Statt Jennifer Love Hewitt, Freddie Prince Jr. oder „Vampire Slayer“ Sarah Michelle Gellar tritt eine Bande drittklassiger TV-Darsteller auf den Plan. Ausdruckslos und überspitzt stellt man sich der Gefahr. Kontinuierlich wissend, dass es hauptsächlich ums Aussehen geht und die Schauspielerei natürlich nur eine unwichtige Nebensache darstellt. An dieser Stelle sei gesagt: sofern die Möglichkeit besteht, unbedingt zur originalen Sprachausgabe greifen. Diese ist zwar keineswegs perfekt, aber dennoch um Welten besser als das, was uns Sony Pictures hier im Deutschen serviert.
„Ich werde immer wissen, was du letzten Sommer getan hast“ lässt sich spürbar in zwei Hälften teilen – den guten und den schlechten Abschnitt. Generell bildet eine derart starke Abgrenzung zweier Parts keinen guten Film, hier rettet es die Filmemacher vor dem Nirvana. Ruhige Momente, erstaunlich ausdrucksstarke Naturaufnahmen und atmosphärisch musikalische Untermalung begleiten uns im positiven Teilabschnitt durch die bekannten Wendungen. Obwohl sich der Film im sonstigen Vergleich klar auf TV-Niveau bewegt, versprühen lebensnahe Winkel und Aufnahmen gar ausgeglichene Tiefe. Hier kristallisiert sich das eigentliche Können des Regisseurs und des Films. Eine starke Abgrenzung des Sequels ist erkennbar (zumindest zu Beginn) und natürlich überaus willkommen. Als starker Kontrast präsentieren sich daher die eingeworfenen Dialogszenen, Marke dümmlich, die bereits auf das nahende Grauen hinweisen.
Kleine Botschaften liegen verstreut, um die Protagonisten auf die kommende Pirsch vorzubreiten. „The Fisherman“ schleicht zugleich im wahrsten Sinne des Wortes erstmals auf die Bildfläche. Wäre er doch dort geblieben, wo er her kam. Den größten Unterschied markiert die Tatsache, dass es sich beim Rächer nun um einen lebenden Toten handelt, der aus dunklen Schatten springt und die Meute mit dem bekannten Haken zur Strecke bringt. Genannter Abschnitt zwei beginnt. Wilde Bildabfolgen, nerviger Score und immerwährend präsente Blitzgewitter sind nicht nur anstrengend, sondern auch nervig. Das Gespann liegt wie auf dem Präsentierteller zur Abschlachtung bereit. Gespielt wird dies so künstlich, dass ich einen gewissen Unterhaltungswert gar nicht absprechen möchte. Natürlich fällt einer nach dem anderen dem Fischkopf zum Opfer. Spannung? Atmosphäre? Null.
Zum krönenden Abschluss wird uns ein gar nicht so unerwarteter Mini-Twist in der Handlung um die Ohren gehauen, der wohl auf ein weiteres Werk und noch mehr Leid hindeutet. Natürlich wurde auch hier fleißig abgekupfert. Wie erbärmlich, dass sich Sylvain White dabei sogar am Original vergriff. Die Grundidee, die sich bei jeder Folge gleicht, ist zu verbraucht und die Konkurrenz zu groß, um Qualität auf die Mattscheibe zu zaubern. So manchen Fan wird Sony mit dieser Methode sicher locken können. Ernsthafte Interessenten müssen sich dieses für den Massenmarkt konstruierte Filmchen wirklich nicht geben.
>> verfasst von Angela Berroth