Ein Film von und mit Bill Paxton? Tatsächlich. Der Star aus Filmen wie „Twister“ und „Apollo 13“ nahm bei diesem Projekt zum ersten Mal auf dem Regiestuhl Platz, da er Angst hatte, dass Drehbuch könnte einem durchgeknallten Regisseur in die Hände fallen. Und zu dem stand er auch noch als Hauptfigur in diesem Psycho-Horror-Thriller vor der Kamera. Beide Aufgaben erfüllte er mit Bravour.
20 Jahre schon fahndet FBI-Agent Wesley Doyle (Powers Boothe) nach dem Serienkiller „God’s Hand“ – ohne Erfolg. Bis eines Abends Fenton Meiks (großartig: Matthew McConaughey) in seinem Büro auftaucht. Und behauptet, den Mörder zu kennen: 1979 habe Gott seinem Vater (klasse: Bill Paxton), ihn und seinen Bruder Adam (Jeremy Sumpter) auserwählt, böse Dämonen in Menschengestalt zu beseitigen. Während der jüngere Adam seinem Vater blind folgt, will Fenton dem blutigen Wahn ein Ende setzen. Doch Doyle traut der Story nicht, und bald entdeckt er seltsame Ungereimtheiten…
Alles beginnt auf dem Polizeirevier. Vom älteren Fenton Meiks wird ab hier die komplette Geschichte erzählt, also in einer Rückblende. In dieser Rückblende sind weitere Rückblenden angesiedelt. Wer denkt, dass wäre zu kompliziert, der irrt. Denn der Zuschauer ist von Anfang an gefesselt in der Erzählung McConaugheys, sodass jeder Punkt logisch und nachvollziehbar ist. Die Rückblende spiegelt die Sicht des jungen Fenton wieder. Eines nachts weckt der Vater die beiden Brüder und berichtet von seiner Gotteserscheinung. Fenton glaubt nicht daran, aber Adam scheint sichtlich angetan. Der Wandel des liebevollen Familienvaters zeigt sich Stück für Stück und wird von Bill Paxton hervorragend vermittelt. Das macht die Spannung des ganzen Movies aus.
So wirkt der Vater nach außen hin zwar immer freundlich, privat hingegen kommt sein Böses zum Vorschein. Er möchte die Kinder ausbilden, „Vernichter“ der Dämonen zu werden, sprich Gotteskrieger. Einen aktuelleren Bezug auf heutige Zeiten gibt es wohl kaum. Doch Fenton rebelliert, kann sich dem Machwerk seines Vaters nicht anschließen. Daraufhin wird dieser wütend und lässt seinen Sohn den eigenen Kerker errichten, ohne dass Fenton etwas davon ahnt. Da kommt beim Betrachter Unverständnis für den brutalen Vater und Mitleid für den kleinen Jungen auf, sieht man die ganze Geschichte ja aus seinen Augen. Erleichterung folgt, als Dad Meiks endlich den Keller öffnet und seinen Sohn freilässt, da dieser angibt, Gott gesehen zu haben.
Für den Zuschauer begibt sich Fenton überraschenderweise jetzt zusammen mit Vater und Bruder auf Dämonenfeldzug. Warum? fragt man sich da. Wieso wird aus diesem vernünftigen Bengel jetzt doch ein psychisch-ranker Killer? Doch kurz bevor man sich mit dieser Tatsache abgefunden hat, erfolgt die nächste Überraschung: Fenton nutzte Gott als Vorwand, um aus dem Kerker freizukommen und hat gar nicht die Tötung der angeblichen Dämonen im Sinn, sondern etwas für uns völlig Erstaunliches…
Die Story: Hervorragend. Das Ende: Brillant. Bill Paxton gelingt es, den ganzen Film über eine immense Spannung und Atmosphäre zu erzeugen, in denen der Zuschauer bis zum absolut fantastischen Ende gefangen ist. Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet, Paxton selber überzeugt durch seine Darstellung des durchgeknallten Vaters.
Psychisch befindet sich „Dämonisch“ auf hohem Niveau, wirkt zu keiner Zeit lächerlich, da solche ausgearteten Folgen des Glaubens auch in unserer realen Welt bekannt sein dürften. Und wer sich kurz vor Ende in Sicherheit schätzt, der liegt komplett daneben. Der Schluss ist einzigartig und phänomenal, wird daher auch nicht im Ansatz verraten. Nur soviel: Der wahre Täter führt sein Publikum meisterhaft an der Nase herum – und deckt zu dem noch das ein oder andere Geheimnis auf…
Ein ausgezeichnetes Regiedebut Paxtons. Wer „Dämonisch“ noch nicht kennt, sollte ihn unbedingt anschauen. Wer ihn kennt, hat einen stimmungsvollen und im wahrsten Sinne „dämonischen“ Film mit sehr guten Schauspielern gesehen, fast in guter „Sieben“-Manier. Von solchen Movies brauchen wir mehr!
>> geschrieben von Janosch Leuffen