Moviebase Dark Ride
Die Zeiten sind wohl vorerst vorbei, als Teenie-Slasher-Filme wie „Scream“ und „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ hierzulande auf Großleinwänden noch für Angst und Schrecken sorgten. Stattdessen erscheinen die Schlitzerfilmchen immer mehr als Direct-to-DVD-Produktion. Dazu zählen unter anderen der zweite Ableger der „Ich weiß, was du…“-Reihe, „See No Evil“, der ab Mai in den Händlerregalen bereit steht und eben „Dark Ride“. Aber würden diese Filme in den Kinos wirklich keinen Erfolg mehr verbuchen können? „Dark Ride“ demonstriert die Antwort: Das Genre „Teenie-Slasher“ droht aufgrund mangelnder Ideen komplett auszusterben.
Cathy und ihre Freunde sind auf einem Road Trip unterwegs und wollen die Nacht in der Attraktion "Dark Ride" eines stillgelegten Vergnügungsparks verbringen. Die Legende besagt, dass er geschlossen wurde, als vor einigen Jahren zwei kleine Mädchen ermordet aufgefunden wurden. Doch die Freunde ahnen nicht, dass der Killer der Mädchen aus der Psychatrie entkommen, und an den Ort des Verbrechens zurückgekehrt ist…
Was soll man noch Neues erfinden, wenn alles bereits dagewesen ist? Regisseur Craig Singer scheint das egal zu sein. Bei seiner fünften Regiearbeit setzt der Atlantic City Film Festival-Sieger von 2002 vor allem auf eines: Blut. Das gibt nicht sofort Grund zur Annahme, dass das gesamte Werk ein Desaster sein muss. Schließlich spielen bei einem Film auch noch die Geschichte und natürlich auch die Darsteller eine tragende Rolle. Fangen wir einmal bei der Story an.
Diese bietet wenig Interessantes und Innovatives. Nach einem kurzen Rückblick ins Jahre 1989, welcher die Vorgeschichte zum folgenden Albtraum bietet, landen wir an einem College. Mal wieder gibt es an den amerikanischen Unis die gefeierten Semesterferien, besser bekannt als Spring Break. Selbstverständlich machen sich die hart büffelnden Studenten daran, eine schöne Zeit zu verbringen. Und schon beginnt das Klischee des Teenie-Slashers. Drei Jungs, davon einer eher das graue Mäuschen und totaler Filmfreak, die anderen beiden kiffende und saufende Draufgänger und Womanizer, und zwei aufgetakelte Mädels machen sich auf den Weg zu der Party des Jahres. Diese scheint schon direkt zu Beginn ein Problem mitzubringen, denn eines der Mädels vergisst doch tatsächlich ihren Koffer am Straßenrand. Nicht weiter wichtig, denn diesen wird sie sowieso nicht mehr brauchen. Nach einem Rast an einer zunächst verlassenen Tankstelle, geht der Trip weiter. Und siehe da, eine Tramperin steht mitten in der Nacht im kurzen Miniröckchen am Straßenrand, wird freundlicherweise von den fünf Freunden mitgenommen und entpuppt sich als hyperaktive Quasselstrippe mit starkem Drang zur Musik – und zum Heulen. Hat man diese nervtötende Sequenz überstanden, befindet sich der Zuschauer auch schon bald mit den Protagonisten im stillgelegten „Dark Ride“. Und die Schlacht beginnt.
Wenn schon die Story hauchdünn gewebt ist, sollte wenigstens der Cast einigermaßen passabel agieren. Dem ist leider nicht so. Die dümmlichen Dialoge sind völlig fehl am Platze und die Versuche, das ganze Szenario durch Wortwitz aufzupeppen, gingen ebenso kräftig daneben. Hinzu kommt die wirklich nervende Tramperin, die die Jugendlichen besser am Straßenrand stehen gelassen hätten. Dass diese nur auf Sex aus ist, merkt selbst der ansonsten nichts ahnende Zuschauer auf Anhieb. Auch die übrigen Darsteller wirken oftmals viel zu überfordert. Alex Solowitz, der demnächst im Drama „Alpha Dog“ zu sehen ist, verkauft sich hier, genau wie seine Kollegen, deutlich unter Wert. Ja, selbst die schreienden Girlies hat man in jedem anderen Schlitzerfilmchen schon besser kreischen hören. Da darf man auch beim Publikum kein Mitleid erwarten, wenn sich die belanglosen Charaktere einer nach dem Anderen aus der Geisterbahn verabschieden. Der Mörder selbst ist selbstverständlich stumm (zumindest spricht er nicht) und torkelt sich wie mit ein paar Bier zu viel intus von Opfer zu Opfer. Bei seinen Morden lässt er sich seltsamerweise sehr viel Zeit, dass man manchmal nur bei sich denkt: „Jetzt mach doch endlich hin.“
Nichtsdestotrotz kann man dem Streifen durchaus Unterhaltung abgewinnen. Die schaurige Musik der Geisterbahn sorgt mit einem Erschrecker hier und da auch ohne Kunstblut für kurze Zusammenzucker. Wie aber oben schon angesprochen, geht es auch in „Dark Ride“ – wie im typischen Teenie-Schlitzer - hauptsächlich um literweise Blut und Splattereffekte. Das Blut fließt in Strömen und auch die Gore- und Splatterszenen sind reich an Gedärmen, Gehirn und sonstigen Eingeweiden. Für Freunde solcher Bilder bietet sich hier gute Unterhaltung und „schön“ anzusehene Todesarten. Langweilig wird es so gut wie nie, dafür sind manche Handlungen und Taten der Sippe teilweise schwer verständlich und lächerlich.
Das Ende der gruseligen Blutfahrt versucht dann noch einmal, die bis dahin schwache Story ein wenig aus dem (Blut-)Sumpf zu ziehen. Ganz schlüssig wird’s zwar auch hier nicht, aber immerhin zeigt sich der Versuch eines Plottwistes. Letztendlich ist Craig Singers Film über eine Schar Teenies, die mal wieder gemeuchelt wird, genau das, was er sein möchte: Ein Teenie-Slasher ohne Hirn, dafür aber mit umso mehr roter Farbe. Wem das genügt, darf sich auf eine 94minütige vor Blut triefende Geisterbahnfahrt freuen.
>> verfasst von Janosch Leuffen