Moviebase Zombie Self Defense Force
Wenn zwei tendenziell trottelige Yakuza-Killer ihr Opfer in einem Wald umlegen, in dem zugleich ein blasiertes Pop-Sternchen sich leicht bekleidet fotografieren lässt, und über all das schwirrt auf einmal ein Ufo hinweg, was muss dann natürlich geschehen? Klar: Die Toten erheben sich sowohl vom Waldboden wie aus ihren Gräbern und zeigen den Lebenden, was so ein fauliges Gebiss noch alles anzurichten vermag.
Wahrscheinlich machen wenige Genres so sehr wie der Zombiefilm Mut dazu, sich auch mit wenig Budget an sie heranzuwagen: Denn damit der Film auf halbwegs freundliche Aufnahme durch die Fans stößt, reicht es doch oft, einigermaßen ansehnliche Darsteller (und gerne: Darstellerinnen) unter Einsatz von viel Kunstblut und einigen Kilogramm Körperersatzmasse phantasievoll aus dem Leben ins Untotendasein zu befördern. „Zombie Self Defence Force“ wuchert so auch mit seinen Gorepfunden, das Blut spritzt in Fontänen aus den Stümpfen abgetrennter Gliedmaßen, und weil’s spätestens seit Zack Snyders „Dawn of the Dead“-Remake dazu gehört, gibt es auch hier ein Zombiebaby, das sich aliengleich seinen Weg aus dem Bauch einer toten Schwangeren stößt.
Schön ist das nicht.
Nachdem sie ihren ersten Schrecken überwunden haben, sammeln sich die Überlebenden – das Popstar-Fotomodell, einer der Yakuzas, ein kleines Armeekommando – in einem Hotel im Wald, dessen Besitzer gerade seine Geliebte umgebracht hat (deren Kind bald darauf wie beschrieben in die Welt drängt). Hier verbarrikadiert man sich vor den sehr langsamen und einfallslosen Zombies draußen und ergeht sich ein wenig in internen Spannungen. So läuft alles weitgehend nach den klassischen Mustern des Zombiefilms ab, wie schon Romero es mit „Night of the Living Dead“ durchexerzierte: Eine kleine Gruppe von Lebenden ist eingeschlossen und streitet, während sich draußen die hungrige Meute erst so richtig versammelt.
So richtig genrekonform wollte Regisseur Naoyuki Tomomatsu, der auch am Drehbuch mitgeschrieben hat, seinen Film dann aber doch nicht machen. Deshalb spielt dann auf einmal ein seit dem Zweiten Weltkrieg mumifiziert in einer Höhle sitzender Offizier, den das Ufo natürlich auch zum Leben erweckt, eine allerdings eher minimale Rolle, und die Kopfschmerzen einer Soldatin erweisen sich als Spätfolgen einer Operation, bei der ihr Körper mit modernster Technik zur Cyborgkampfmaschine hochgerüstet wurde.
Ufos, Zombies, ein Cyborg und der Zweite Weltkrieg – fehlte nur noch, dass Godzilla durch’s Bild wankt. Tomomatsu lässt in „Zombie Self Defence Force“ keine Hauptströmung des japanischen Trashkinos aus, aber leider wird aus dieser Ansammlung von Klischees kein selbstironischer Metadiskurs, sondern nur ein ziemlich fader Eintopf bekannter Ideen. Natürlich sieht man dem Ganzen stets seine Beliebigkeit an, aber das allein produziert ja noch keine ironische Distanz oder ästhetischen Mehrwert.
Auch wurde wohl reichlich Budget in Blut und abgetrennte Glieder investiert, die nachträglich noch eingefügten Computereffekte aber sind atemberaubend schlecht: Pistolenschüsse kommen stets ohne Mündungsfeuer daher, dafür verteilt sich über das ganze Bild ein zarter Grauschleier unterschiedlicher Dichte, der dann langsam wieder verschwindet. Wie die Ufos und ihre Strahlung aussehen, davon mag ich gar nicht sprechen.
Ähnliches gilt leider für den Schnitt: Die Szenen scheinen immer wieder um Sekunden länger zu sein, als man das sehen möchte, und Dialoge darf man sich gelegentlich in ganzer Länge aus der Halbtotalen ansehen, ohne Zwischenschnitte oder Großaufnahmen. Das wird visuell schnell fad. Die Kämpfe der Cyborgsoldatin schließlich sind auf einmal schnell und leicht wirr geschnitten, was ihre Stärke und Geschwindigkeit suggerieren soll. Leider geht auch das gründlich in die Hose.
So entsteht letztlich der Eindruck, dass für das sehr gut gemachte deutsche DVD-Cover mehr Geld, Aufwand und Kompetenz zusammengetrieben wurden als für die ganze Post-Production des Films.
Den Schritt zum wirklich amüsanten Trash kann „Zombie Self Defence Force“ letztlich nicht vollziehen, weil er in keiner Hinsicht zu überraschen vermag: Die Witze sind nicht neu, die Konstellationen mehr als altbacken und die Handlung stellenweise bis ins Detail vorhersehbar: Wenn das Popsternchen (von Popstar Mihiro immerhin hübsch überzogen gespielt) ihre Visagistin den Zombies in die gereckten Arme schubst, dann wissen wir schon, durch wessen Zähne sie selbst sterben wird. Und dass der Visagistinnen-Zombie dabei immer noch die Dose mit dem Haarspray in der Hand halten wird, ist ebenso klar. Für großen Trash bräuchte es dann doch die eine oder andere originelle Idee.
>> verfasst von Rochus Wolff