Moviebase Jennifers Body
„Transformers“ Eye Candy Megan Fox in ihrer ersten Hauptrolle als besessener Vamp, der nicht nur pubertierenden Jungs das Fürchten lehrt. „Hell is a Teenage Girl“. Schon der erste Satz in Karyn Kusamas (Aeon Flux) Horrorkomödie gibt den Ton für die nächsten 90 Minuten an. Die „Hölle“ ist hier gleich mehrfach vertreten. Da wäre zum einen die amerikanische Vorstadt-Hölle, liebevoll auch als „White Trash“ bekannt. Oder die pubertäre Hölle der Teenager. Und schließlich die Hölle in Jennifer’s Body.
Auch das „Teenage Girl“ gibt es hier in zwei bekannten Extremen: Zum einen das „hässliche“ Mauerblümchen Needy mit der obligatorischen Brille und zum anderen die makellose Jennifer Check, Cheerleaderin und umworbener Jungenschwarm. Obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten, sind beide seit dem Sandkasten beste Freundinnen.
Die beiden leben in der typisch amerikanischen Vorstadt mit dem plakativen Titel „Devil´s Kettle“. Dieser Name ist Programm, denn dort ist nämlich buchstäblich der Teufel los. Denn seit Jennifer nach einem Konzert mit katastrophalem Ausgang im schwarzen Van einer düsteren Emo-Band endete, scheint sie irgendwie verändert. Nach dem Vorfall wirkt Jennifer besser gelaunt denn je und entwickelt plötzlich ein ausgesprochenes Interesse für die Losertypen ihrer High-School. Und die folgen ihr natürlich ohne Widerstand. Recht zügig und mit allerlei derben Schockeffekten gespickt erfahren wir zusammen mit Needy den wahren Grund von Jennifers ungewöhnlicher Fleischeslust. Denn deren „Durst“ nach Jungs ist hier wortwörtlich zu verstehen. Als hätte die pubertierende Männlichkeit nicht schon genug Angst vor der weiblichen Sexualität, scheint Jennifer hier auch noch tatsächlich von etwas Teuflischem besessen zu sein und benötigt Blut um „frisch“ zu bleiben. Nun liegt es an Needy, ihre beste Freundin zu stoppen, bevor der Abschlussball zu einer weiteren Katastrophe führt...
Die Sorgen und Nöte von Teenagern als Allegorie - das haben andere Produktionen schon souveräner behandelt, man denke an „Ginger Snaps“. Leider kommt auch dieser Film nicht ohne einige gängige Stilblüten des Horrorgenres sowie auf das Zielpublikum zugeschnittene Klischees aus. Déjà-vu Erlebnisse und das Gefühl, genau zu wissen, was als nächstes passiert, sind hier somit leider keine Seltenheit. Schade, denn dieser Effekt wird in einigen Szenen, welche an Horrorfilme aus den Achtzigern, wie „The Lost Boys“, „Manchmal kommen sie wieder“ oder „An American Werewolf in London“ erinnern, durchaus zu ihrem Vorteil genutzt. Dort hat dann auch der sonst übertrieben lärmende Emo-Soundtrack seine Stärken, wenn zu Beginn im Provinzschuppen „Toto“ das Geschehen untermalt. Auch Anleihen an gothische Genrevertreter werden souverän in die Gegenwart transferiert, so ist beispielsweise das Finale im grünlich schimmernden, verwitterten Schwimmbad sehr stimmungsvoll geraten.
Eine weitere Stärke des Films liegt in den Momenten, welche plattgetretene Klischees zwar unverfroren zeigt, jedoch nur, um sie durch die darauf folgenden Szenen wieder zu brechen. Hier kann der Film mit bissigen, teilweise satirischen Verweisen auf Popkultur und Pubertät punkten, was schon Drehbuchautorin Diablo Codys Debütfilm „Juno“ auszeichnete. Eigenwillige Ideen, wie den Einfall, die Geschichte im Abspann weiterzuerzählen, versprühen einen Hauch von Originalität und lassen erahnen, dass aus dem Film durchaus hätte mehr werden können als ein bloßes Starvehikel für Pin-up Queen Megan Fox.
Auffallend ist jedoch, dass „Jennifer's Body“ hierin wahrlich Mut zur Hässlichkeit beweist. Der Film ist streckenweise ausgesprochen „schön“ dreckig, und wenn Jennifer spröde Lippen, Pickel und einen fahlen Teint bekommt, dann versteht man, warum sie nach frischem Blut dürstet.
Denn die Hölle, das sind nicht die anderen. Die Hölle ist die Pubertät - doch das haben wir auch schon vor diesem Film gewusst.
>> verfasst von Christian Wagner