Moviebase Marmorera - Der Fluch der Nixe
Die wundervolle Landschaft der Schweiz bietet die perfekte Kulisse für einen Genrefilm dieser Art. Ein großer See, hoch in den Himmel ragende Berge und tolles Wetter fallen als erstes ins Auge. Ansonsten beginnt MARMORERA ein wenig wie das miserable Remake von „The Hitcher“. Ein ziemlich holprig animiertes Eichhörnchen überquert die Straße, bringt das Eheglück von Simon und seiner Frau ins Straucheln. Dass das Tier im weiteren Verlauf des Films eine durchaus bedeutende Rolle spielt, ahnt der Zuschauer - und auch der Hauptdarsteller - zunächst nicht. Das Unheil deutet sich an. Doch anders, als vielleicht erwartet, prescht Fischers Film von da an nicht in einem ungeheuren Tempo nach vorne, sondern schleicht sich allmählich und bewusst langsam aber sicher an das Mysterium der Frau aus dem Wasser heran.
Diese Nixe, die sich an die Temperatur ihrer Umgebung anpassen kann und somit von den Ärzten fälschlicherweise als tot erklärt wird, wird von Eva Dewaele gut verkörpert. Mal wirken die Handlungen recht schräg, aber das Unheimliche und Mysteriöse geht bei ihrer Darstellung der blassen Wasserfrau nicht verloren. Anders dagegen der schweizer Hollywoodexport Antale Taubman (spielt im November im neuen Bond), der sich in seiner Rolle als gebeutelter Ermittler zwar Mühe gibt, die Verzweiflung und Hilflosigkeit, aber auch den Willen nach der Auflösung des Rätsels, herüber zu bringen, doch es gelingt ihm nicht immer. Seine Figur entwickelt sich nicht und kann über die Länge des Films beim Zuschauer sogar ermüdend und zu blass. Die urigen Einwohner Marmoreras ergänzen den Stab gut. Hüten sie ebenfalls ein Geheimnis? Sind auch sie böse? Falls ja möge man es ihnen bei der fast schon zu liebenswürdigen Art verzeihen.
Eine gute Leistung liefert Kameramann Jörg Schmidt-Reitwein, der die Szenerie in atmosphärischen Aufnahmen fotografiert. Seine Bilder sind klar, schnörkellos und fügen sich in das Gesamtwerk passend ein. Auch der Score von Peter Scherer bietet eine harmonierende Untermalung. Alles im Stile: ruhig, aber geheimnisvoll. Ebenfalls überzeugen können die zwar selten auftretenden, aber dafür stimmigen Make Up-Effekte. Etwas unpassend und störend ins Auge fallen dagegen die visuellen Effekte (Eichhörnchen, Verbrennung), die das nicht ganz so hohe Budget sichtlich werden lassen. Was bei einer Lauflänge von 107 Minuten etwas an den Nerven zerrt, sind die teilweise zähen und langatmigen Passagen. Die Spannung verringert sich beim Fortschreiten der Zeit zunehmend, da die Story leider inhaltlich nicht allzu viel Abwechslung bietet. Das Finale verpasst dem Zuschauer dann jedoch den wohl deutlichsten Adrenalinstoß des ganzen Films, packt zudem noch eine Moral obendrauf, reißt das bis dahin eher unspektakuläre Nixen-Märchen aber nicht aus dem Durchschnitt heraus.
Der Versuch der schweizer Filmemacher, einen neuen Weg einzuschlagen, ist lobend anzuerkennen. Es entstand eine bessere Produktion, die im frei empfangbaren TV wohl ankommen würde und auch als DVD seine Freunde finden wird. Vor allem Liebhaber von ruhigen und stimmungsvollen Krimis mit Mysterie-Touch werden an MARMORERA sicherlich ihre Freude haben.
Die DVD bietet Dolby Digital 5.1-Sound mit zuschaltbaren Untertiteln in Deutsch, Französisch und Englisch. Als Bonusmaterial wartet die Scheibe mit dem Originaltrailer in Schweizer- und Hochdeutsch, einem ca. 15 Minuten langen Making Of, einer Fotogalerie und einer Epix-Trailershow auf.
>> verfasst von Janosch Leuffen