Moviebase Last House on the Left, The
Waren die zahllosen Neuverfilmungen asiatischer Horror-Werke nur in den seltensten Fällen tatsächlich von Erfolg gekrönt, so schneiden die Remake-Versuche amerikanischer Genre-Klassiker zumindest in der Gesamtschau doch weitaus besser ab. Selbst eher schwächere Neuverfilmungen wie zuletzt Marcus Nispels Freitag, der 13. boten zumeist noch recht passable Unterhaltung. Jetzt hat es auch Wes Cravens Frühwerk The Last House on the Left erwischt, wobei der Meister höchstpersönlich zusammen mit Kumpel Sean S. Cunningham (Freitag, der 13.) als Produzent die Dreharbeiten der Neuauflage überwachte. Das Resultat sollte daher auch ihn zufriedenstellen können.
Auf dem Regiestuhl nahm der Grieche Denis Iliades Platz, der zuvor mit dem grellen Prostituierten-Drama Hardcore auch außerhalb seines Heimatlandes für Furore sorgte. Dass auch sein zweiter Spielfilm die brutale Misshandlung/Vergewaltigung junger Frauen thematisiert, ist sicherlich kein Zufall. Eher diente sein Debüt Iliades als Türöffner bei seiner ersten Arbeit in Hollywood. Diese bleibt recht dicht bei Cravens Original. So erzählen beide Filme von einem schrecklichen Verbrechen und den unmittelbaren Folgen für Opfer und Täter. Die junge Mari (Sara Paxton) will mit ihren Eltern (Tony Goldwyn, Monica Potter) die Sommerferien in einem idyllisch gelegenen Ferienhaus der Familie verbringen und sich gelegentlich mit ihrer besten Freundin Paige (Martha MacIsaac) treffen. Bei einer ihrer Ausflüge lernen die Mädchen den schüchternen Justin (Spencer Treat Clark) kennen, der ihnen etwas Gras anbietet und beide zu sich ins Motel einlädt.
Gutgläubig gehen Mari und Paige auf das Angebot des Jungen ein. Dabei denken sie nicht einmal im Entferntesten daran, dass sie sich nur wenig später in einem realen Albtraum wiederfinden werden. Denn Justins Vater (Garret Dillahunt) ist wohl das, was man gemeinhin einen Psychopathen nennt. Zusammen mit seiner nicht minder durchgeknallten Freundin (Riki Lindhome) und einem Kumpel (Joshua Cox) findet dieser Gefallen an einem perversen Machtspiel. In letzter Sekunde, schwer verletzt und voller Todesangst gelingt Mari die Flucht. Mit allerletzter Kraft erreicht sie das Ferienhaus der Eltern, die anfangs nicht glauben können, was nur wenige Minuten zuvor ihrer Tochter widerfahren ist.
Last House on the Left knüpft an das klassische „Rape-and-Revenge“-Szenario an, wie es viele Exploitation-Filme der 70er Jahre zum Ausgangspunkt ihrer Geschichte machten. Manche wie Meir Zachis I Spit on your Gave oder der schwedische Thriller - A Cruel Picture müssen sich noch heute für ihre explizite Darstellung von Sex und Gewalt rechtfertigen. Mit einem vergleichbaren Tabubruch kann die Neuauflage von Cravens Frühwerk erwartungsgemäß nicht aufwarten. Iliades legt es - klammert man einmal die allerletzte Szene aus, die irgendwie reichlich deplaziert erscheint - aber auch erst gar nicht auf eine Kontroverse an. Und dennoch löst sein Film gerade in der ersten Hälfte, in der es zu den brutalen Übergriffen auf die Mädchen kommt, ein mehr als ungutes Gefühl in der Magengegend aus. Vergleichbar Gaspar Noés Irreversible, dem Iliades zumindest an einer Stelle ganz offensichtlich huldigt (Feuerlöscher!), überträgt sich die Beklemmung der Opfer auch auf den Zuschauer. Insbesondere die Vergewaltigung, während der das Mädchen unablässig seine ganze Angst und Ohnmacht herausschreit, ist in ihrer Intensität nur schwer zu ertragen.
Mit der Ankunft der Täter im Ferienhaus der Eltern wird aus dem „Rape“- schließlich ein „Revenge“-Movie. Als die Eltern erkennen, wer bei ihnen soeben nichtsahnend eingezogen ist, sind beide fest entschlossen, das Leid ihrer Tochter zu rächen. Koste es, was es wolle. Der moralische Zwiespalt, einerseits das Verhalten der Eltern nachvollziehen zu können, gleichzeitig jedoch Selbstjustiz als Mittel der Wahl abzulehnen, zieht sich wie ein roter Faden durch das blutgetränkte Finale, bei dem alles, was sich als Waffe einsetzen lässt, auch zum Einsatz kommt. Sogar Hartgesottene werden während der nächtlichen Jagdszenen auf eine ernstzunehmende Probe gestellt. Unablässig dröhnen die dunklen Bässe aus der Soundanlage, treibt Iliades die Eskalation der Ereignisse voran. Ganz eindeutig grenzt sich das Last House on the Left damit von den meisten anderen Horror-Produktionen der vergangenen Monate ab, denen es vorrangig auf möglichst spektakuläre Splatter-Effekte oder originelle Folter-Spielchen ankam. Und von den weichgespülten PG-13-Möchtegern-Schockern ist Iliades Film gleich mehrere Lichtjahre entfernt.
Der Film handelt von der jungfräulichen Mari (Sara Paxton) die mit ihren Eltern (Tony Goldwyn, Monica Potter) zum Haus am See fährt um dort einpaar friedliche und glückliche Tage zu verbringen. Als sie sich mit ihrer Freundin Paige (Martha MacIsaac) trifft und die beiden dem zurückhaltenden Justin (Spencer Treat Clark) auf sein Motelzimmer zum Kiffen folgen beginnt ein wahrer Alptraum für die zwei Mädchen. Justins gewissenloser Vater Krug (Garret Dillahunt), seine gestörte Freundin Sadie (Riki Lindhome) und dessen sadistischer Bruder Francis (Aaron Paul) nehmen Mari und Paige in Gewahrsam. Nach einem Autounfall wird Paige von Krug und Francis brutal ermordet. Mari hingegen wird von Krug vergewaltigt und kurz darauf im See erschossen. Die Täter suchen ausgerechnet Unterschlupf in Maris Elternhaus. Diese hat den Mordanschlag überlebt und schafft es schwerverletzt nach Hause zurück. Die Eltern kommen nun dahinter was ihrer Tochter angetan wurde und schwören blutige Rache...
"The Last House on the Left" ist als Neuverfilmung überraschend gut ausgefallen und überzeugt in erster Linie durch die grandiosen Schauspielerleistungen, was im Horror-Genre sehr selten vorkommt. Besonders erwähnen sollte man Sara Paxtons ("Aquamarine") Darstellung der Mari. Man fühlt und leidet mit ihr in allen Szenen mit. Paxton, die hauptsächlich nur in Komödien zu sehen war, kann in diesem Film endlich ihr schauspielerisches Talent unter Beweis stellen, und es zeigt sich das ihr ernste Rollen einfach viel besser stehen. Martha MacIsaac ("Superbad") hat mich ebenso beeindruckt, auch wenn ihre Rolle etwas klein geraten ist, etwas mehr Screentime hätte allerdings nicht geschadet. Spencer Treat Clark ("Gladiator") stellt als Justin eine der großen Sympatiefiguren dar und bringt die Emotionen und Gefühle die Justin mit sich trägt verdammt gut rüber. Aus dem einst so kleinen Lucius aus "Gladiator" ist ein erwachsener und hübscher Mann geworden. Tony Goldwyn und Monica Potter spielen die Rollen der verzweifelten und gleichzeitig rachsüchtigen Eltern auch mit Bravour. Als Zuschauer kann man vollstens nachvollziehen was die Collingwoods in dieser schrecklichen Situation durchmachen müssen. Sehr schwer hatte es meiner Meinung nach Garret Dillahunt ("Sarah Connor Chronicles") als Oberbösewicht Krug. David Hess hat ihn im Original sehr glaubwürdig verkörpert und diese Rolle nahezu gelebt. Trotz guter Leistung kommt Garret Dillahunt nicht an David Hess heran, aber er spielt ihn auf seine eigene und ganz andere Weise, was man durchaus positiv sehen kann, denn David Hess nachzuahmen hätte dem Film ganz und gar nicht gut getan. Dillahunt kommt als Krug sogar noch einbisschen perverser rüber. Die Szene in der er seinen Sohn Justin dazu zwingt es mit Mari zu machen war schon sehr abartig.
Die Änderungen im Remake wurden schon im Vorfeld von vielen Kritikern und Fans des Originals bemängelt. Zum einen wäre da das Überleben von Mari und zum anderen der Charakter Justin. Im Remake wird er nicht von seinem eigenen Vater in den Selbstmord getrieben sondern schlägt sich auf die Seite der Familie. Zusätzlich gibt es auch noch ein Happy-End zu bewundern, in dem die Collingwoods mit Mari und Justin den Ort des Schreckens verlassen. Für manch einem mögen die Änderungen lächerlich sein doch ich empfand dieses Ende als sehr befriedigend. Ein komplettes 1:1 Remake hätte keinen Sinn gemacht. Einzig die Mikrowellenszene war unnötig und wirkte völlig deplatziert. Dafür gibt es von mir auch einen Minuspunkt. Denn diese Szene war nicht nur total unrealistisch sondern brachte einem sogar zum schmunzeln. Auch die Szenen im Wald waren für meinem Geschmack viel zu kurz. Im Original waren diese fast eine halbe Stunde lang zu sehen. Das die Mädels sich im Remake mehr gegen ihre Peiniger wehren hat mir wiederum besser gefallen.
Der Film wurde nicht ohne Grund mit "Grausam. Schockierend. Gnadenlos" betitelt. Er ist nervenzerreissend, erschütternd und verstörend. Selbst ich, als hartgesottener Horrofilm-Fan musste bei einigen Szenen ganz schön schlucken. Eine sehr beklemmende Atmosphäre die bis zum Ende anhält. Die Vergewaltigung ist nichts für zarte Gemüter und kommt sehr viel heftiger als im Original rüber. Eine sehr intensive und äußerst krasse Szene. Was mir noch sehr nahe ging, als Mari während der Vergewaltigung Justin anfleht ihr zu helfen und dieser nur schockiert da sitzt und nichts tut. Der Mord an Francis ist eine der brutalsten Todesszenen im ganzen Film und tat echt beim hinschauen weh. Noch dazu folgen einige eklige Szenen in Nahaufnahme wie z.B. die Nasen-OP. Alles in allem ist aus "The Last House on the Left" ein sehr guter und schockierender Horror-Thriller geworden der nur wenige Schwächen aufweist. Er könnte glatt als eigenständiger Film durchgehen, da er mit dem Original nicht mehr viel gemeinsam hat. Im großen und ganzen ist das Remake definitiv besser als das Original, auch wenn es weniger dreckiger daherkommt, aber dafür mehr Spannung beinhaltet.
Fazit: Echte eingefleischte Horror-Fans werden diesen Film lieben und begeistert sein. Normalgucker werden das wohl anders sehen und eher angewidert sein. Für mich ein sehr sehenswerter Streifen der endlich mal wieder sympatische Charaktere zeigt mit denen man wirklich mitfiebern kann. Davon gibt es in letzter Zeit sehr wenige. Der Score zum Film ist auch sehr schön. John Murphy hat sich als Komponist mal wieder selbst übertroffen.
8,5 von 10 Punkten