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Moviebase Unsane - Ausgeliefert

Unsane - Ausgeliefert
Unsane - Ausgeliefert

Bewertung: 45%

Userbewertung: 55%
bei 93 Stimmen

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Originaltitel: Unsane
Kinostart: 29.03.2018
DVD/Blu-Ray Verkauf: 26.07.2018
DVD/Blu-Ray Verleih: 09.08.2018
Freigabe: FSK 16
Lauflänge: Unbekannt
Studio: Extension 765, New Regency Pictures, Regency Enterprises
Produktionsjahr: 2018
Regie: Steven Soderbergh
Drehbuch: Jonathan Bernstein, James Greer
Darsteller: Claire Foy, Juno Temple, Aimee Mullins, Joshua Leonard, Erin Wilhelmi, Jay Pharoah, Colin Woodell

Gegen den eigenen Willen in einer Psychiatrie eingesperrt zu sein, ist eine Urangst, die das Thriller- und Horrorkino gerne aufgreift, um Nervenkitzel zu erzeugen. Zunutze macht sich dieses Standardmotiv auch Regievirtuose Steven Soderbergh („Contagion“), der vor einigen Jahren noch mit einem Ausstieg aus dem Kinogeschäft kokettierte. Schon mit der Gangsterkomödie „Logan Lucky“ kehrte der preisgekrönte Filmemacher allerdings in die Lichtspielsäle zurück und legt mit dem auf der Berlinale uraufgeführten „Unsane – Ausgeliefert“ nun sein nächstes Leinwandprojekt vor. Für einige Furore sorgte der Psychoschocker allein deshalb, weil Soderbergh fast den gesamten Film auf dem iPhone drehte, was ihm große Freiheiten und ein schnelles Arbeiten ermöglichte. Die ungewöhnliche, beklemmungssteigernde Optik kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der vielversprechend beginnende Anstaltsthriller eine recht uninspirierte Geschichte erzählt, die nur selten echte Gänsehaut verbreitet.

Zwei Jahre lang wurde die Analystin Sawyer Valentini (Claire Foy, „Vampire Academy“) von einem Stalker bedrängt. Eine Erfahrung, die sie schließlich dazu bewegte, von Boston nach Pennsylvania zu ziehen und dort ein neues Leben zu beginnen. Ihrer Mutter Angela (Amy Irving, „Hide and Seek – Du kannst dich nicht verstecken“) versichert die junge Frau, dass nun alles wieder in bester Ordnung sei. Tatsächlich wird sie aber noch immer von den traumatischen Geschehnissen verfolgt. Nach einer erneuten Panikattacke begibt sich Sawyer in das Highland Creek Behavioral Center, wo sie mit einer Therapeutin ein erstes konstruktives Gespräch führt. Vor ihrem Aufbruch soll sie nur noch einige Papiere ausfüllen, staunt allerdings nicht schlecht, als man sie nur wenig später in den Stationsbereich führt. Ohne es zu wissen, hat sie in den Unterlagen einer Selbsteinweisung zugestimmt, und darf die Klinik daher nicht mehr verlassen. Sawyers wütende Proteste legen die Bediensteten als Hinweise auf eine psychische Störung aus, was ihre Lage nicht gerade verbessert. Mit der Angst bekommt sie es erst recht zu tun, als sie eine weitere böse Überraschung schlucken muss.

Die Entscheidung, „Unsane – Ausgeliefert“ mit dem Smartphone zu drehen, statt normale Filmkameras zu verwenden, ergibt im Kontext der Handlung durchaus Sinn. Immerhin betonen die enger gefassten, von Soderbergh unter dem Pseudonym Peter Andrews selbst eingefangenen Bilder das Erleben der Hauptfigur nur noch mehr, die in ihrer Bewegungsfreiheit aus heiterem Himmel drastisch eingeschränkt wird. Sawyers Wahrnehmung reicht über die Flure der Psychiatrie nicht mehr hinaus, deren eintönig braune Farbgebung das Gefühl der Bedrückung verstärkt. Claire Foy gibt sich alle Mühe, die stetig wachsende Verzweiflung der jungen Frau greifbar zu machen, ist allerdings an ein Drehbuch gefesselt, das nach einem interessanten Auftakt spürbar an Wirkung verliert.

Zu schnell lassen sich Soderbergh und die Autoren Jonathan Bernstein und James Greer in die Karten schauen und verpassen so die Chance, ein doppelbödiges Spiel aufzuziehen. Spätestens ab der Hälfte greifen klischeegetränkte Thriller-Mechanismen ineinander, die leider nicht ausreichend Intensität entstehen lassen, um die aufkommenden Plausibilitätsfragen zu kaschieren. Bei allem Verständnis für den seelischen Druck, der auf Sawyer lastet, erscheint mindestens einer ihrer tätlichen Angriffe auf Bettnachbarin Violet (in einer arg eindimensionalen Rolle gefangen: Juno Temple, „Sin City 2: A Dame to Kill For“) vollkommen widersinnig und riecht doch stark nach dramaturgischer Notwendigkeit. Auch wenn der Film zum Ende hin die Spannungsschraube etwas anzieht und einige verstörende Momenten einstreut, bleibt der Nervenkitzel überschaubar, da immer wieder banale Genrekonventionen aufgefahren werden. Eine längere Szene in einer Gummizelle soll offenkundig großes Unbehagen produzieren, verliert sich aber in einer ausufernden, ermüdenden Diskussion, die psychologische Tiefe allenfalls vorgaukelt.

Kenner der Untergattung „Anstaltsfilm“ dürften die Anspielung auf Sam Fullers „Schock-Korridor“ erkennen, die im Nebenstrang rund um Sawyers Mitinsassen Nate (Jay Pharoah, „Ride Along“) zum Tragen kommt. Soderberghs kritischer Blick auf das US-amerikanische Gesundheitswesen, der schon in „Side Effects – Tödliche Nebenwirkungen“ eine Rolle spielte, schlägt sich auch in „Unsane – Ausgeliefert“ nieder, bleibt aber auf halbherzige Schlagworte reduziert und hinterlässt daher keinen besonderen Eindruck. In Erinnerung behält man dafür den Gastauftritt eines prominenten Weggefährten des Regisseurs, der die Protagonistin als Sicherheitsfachmann berät und ihr vor Augen führt, wie anfällig die neuen Kommunikationsmedien den Menschen machen.

Angesichts der überwiegenden erzählerischen Ideenlosigkeit muss es nicht nur verwundern, dass sich ein kreativer Kopf wie Steven Soderbergh für diesen Thriller-Stoff begeistern konnte. Erstaunlich ist auch, warum die US-Kritiker dem iPhone-Werk recht wohlgesonnen gegenüberstehen. Hätte ein unerfahrener, weniger etablierter Filmemacher eine derart generische und ausrechenbare Geschichte auf die Leinwand gebracht, wäre das Urteil sicher unnachgiebiger ausgefallen.

>> von Christopher Diekhaus

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