Good Boy – Wenn ein Mann als Hund lebt: Unsere Kritik zum Psychothriller

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Ein junger Mann mit gutem Aussehen und reichlich Geld, der auch noch auf den Namen Christian hört. Und eine Studentin, die in seine Arme läuft. Wohl nicht von ungefähr erinnert die Prämisse von Viljar Bøes Psychothriller Good Boy an die Fifty Shades of Grey-Stoffe von E. L. James und deren Leinwandadaptionen mit Dakota Johnson und Jamie Dornan.

Tatsächlich mutet der dritte Langfilm des norwegischen Regisseurs wie eine Gruselversion der kitschig-fragwürdigen Geschichten um Anastasia Steele und Christian Grey an. Auch der wohlhabende Prachtkerl bei Bøe findet Rollenspiele toll, fokussiert sich dabei aber auf Tiere.

Schon in den ersten Szenen spielt Good Boy mit offenen Karten: Christian (Gard Løkke) lebt nicht allein in seiner schmucken Villa, sondern hat einen ungewöhnlichen Mitbewohner. Frank (Nicolai Narvesen Lied) ist ein Mensch, läuft jedoch tagein, tagaus in einem Hundekostüm herum und benimmt sich so, wie sich ein Vierbeiner benehmen würde.

Als Zuschauer wissen wir also grob, woran wir sind. Sigrid (Katrine Lovise Øpstad Fredriksen) hingegen ahnt von Christians „Haustier“ nichts, als sich die beiden über Tinder zu einem Date verabreden.

Die Kennenlernphase

Prägnant fängt Bøe beim ersten Treffen ihre Gegensätzlichkeit ein. Während Christian noch vor der vereinbarten Zeit erscheint und im Gespräch stets etwas nervös und schüchtern wirkt, schneit sie deutlich verspätet herein und geht mit ihrer Verplantheit offen um. Struktur ist für Sigrid ein Fremdwort. Und noch weiß sie nicht, wie sie ihre Zukunft gestalten will. Fast putzig sind die kleinen Startschwierigkeiten ihrer Unterhaltung, in der sich dennoch eine gewisse Vertrautheit einstellt.

Die Turteltauben landen schließlich in Christians Bett. Alles gut so weit, doch am nächsten Morgen fällt Sigrid vom Glauben ab, als sie Frank erstmals begegnet. Impulsiv ergreift sie die Flucht und tauscht sich mit ihrer Mitbewohnerin Aurora (Amalie Willoch Njaastad) über das Erlebte aus. Deren Devise: Jedem das Seine.

Nur, weil man selbst irgendetwas komisch finde, solle man es noch lange nicht verurteilen. Und überhaupt habe ihre Freundin da einen tollen Fang gemacht. Immerhin sei Christian ein Millionenerbe. Da Sigrid offenbar wenig von Emanzipation hält, lässt sie sich damit bekehren und gibt ihrem Tinder-Date eine zweite Chance.

Was als Erstes positiv auffällt: Viljar Bøe, der auch das Drehbuch schrieb, drückt nicht sofort aufs Gaspedal, geht seine schräg beginnende Geschichte ohne die heute so übliche Hektik an. Langsam, aber kontinuierlich steigert er das Unbehagen und zieht uns geschickt mit einer unausgesprochen im Raum stehenden Frage in die Handlung hinein: Was würde ich selbst an Sigrids Stelle tun?

Echte Toleranz bedeutet, auch ungewöhnliche Neigungen zu akzeptieren, solange sie niemandem verletzen. Aber ist das nicht vielleicht doch der Fall in der Beziehung zwischen Christian und Frank?

In Good Boy will ein Mann als Hund akzeptiert werden. ©Fredagsfilm AS

Der Traumprinz

Dass Good Boy eine eigenartige Faszination ausstrahlt, ist nicht zuletzt ein Verdienst des Hauptdarstellers Gard Løkke. Mit seinem unverschämt attraktiven Aussehen und seinem zurückgenommenen, wohltemperierten Spiel wirkt er allemal wie ein Traumprinz. Etwas Abgründiges scheint ihn jedoch gleichzeitig oft zu umschwirren.

Mit einem Ausflug in Christians Ferienhaus könnte der Film das Dreiecksverhältnis und die Machtdynamiken noch stärker sezieren. Genau hier kommt es allerdings zum Bruch. Obwohl es die Grundkonstellation hergibt, zeigt der Regisseur kein wirkliches Interesse am sogenannten Pupplay, einem menschlichen Hunderollenspiel, das sexuell konnotiert sein kann.

Die Kostümnummer erweist sich vielmehr als griffig-aufmerksamkeitsheischender Aufhänger für eine formelhafte Psychoshow, die in der letzten halben Stunde der 76-minütigen Laufzeit, wie so viele Leinwandschocker, vor allem vom sensationell unbedarften Verhalten mancher Figuren am Leben gehalten wird.

Dass es in einem mit Horrorelementen angereicherten Thriller irgendwann zu einer Eskalation kommen muss, versteht sich von selbst. Angesichts des Vorlaufs ist es aber ein Jammer, wie grobschlächtig Bøe plötzlich agiert. Weil man den Bezug zum Geschehen mehr und mehr verliert, wirkt auch die böse Schlusspointe nur halb so verstörend wie beabsichtigt.

>> von Christopher Diekhaus

©24 Bilder

Geschrieben am 23.02.2024 von Carmine Carpenito
Kategorie(n): Good Boy, News



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