Die Twitter-Filmgemeinde überschlägt sich förmlich. Einen Tag früher als erwartet hat Warner Bros. das Social Media-Embargo zu Zack Snyder’s Justice League aufgehoben und Kritiker dazu ermutigt, ihre Ersteindrücke mit der Welt zu teilen – und die gehen, wie man sich bei einem Film dieser Größenordnung vorstellen kann, zum Teil weit auseinander. Die Motivation der Charaktere sei besser ausgearbeitet, der Einsatz größer und der Film das Warten wert gewesen, sagen die einen. Wieder andere sehen in Zack Snyders Regiefassung ein vierstündiges Schaulaufen der DC-Helden, das sich in der ersten Hälften gewaltig zieht, unsere Gastfreundschaft über Gebühr beansprucht und dessen CGI-Elemente (gerade im Epilog) nicht immer an die Qualität der Kinovorlage heranreichen.
In einem Punkt scheint sich die versammelte Kritikerschaft aber einig zu sein: Joss Whedons verhasste Kinofassung blitzt nur noch in sehr wenigen Momenten auf. Der Unterschied sei wie „Tag und Nacht“, schreibt etwa Scott Weintraub von Collider, der Zack Snyders Justice League wie viele seiner US-Kollegen schon vorab sehen durfte.
Auch wenn die überwiegend positiven Meinungen hoffnungsvoll stimmen, sollte man an der Stelle nicht vergessen, dass bei verfrühten Social Media-Reaktionen vor Kino- oder Streaming-Premiere häufig ein überschwänglicher Ton mitschwingt, die tatsächlichen Zuschauer-Meinungen aber nicht selten konträr dazu verlaufen – so geschehen etwa beim aktuellen Wonder Woman 1984 oder dem großen Finale der modernen Star Wars-Trilogie.
Grace Randolph vom YouTube-Kanal Beyond the Trailer findet es erstaunlich, welchen Unterschied ein einzelner Filmemacher ausmachen kann. Es sei herzzerreißend und faszinierend mit anzusehen, wie Joss Whedon Zack Snyders ursprüngliche Justice League-Vision verhunzte. Und sie geht sogar noch einen Schritt weiter: Justice League sei Snyders bislang bester Film.
The #SnyderCut is a master class in what a difference a filmmaker makes 🤯😎
Joss Whedon DID do a hack job on #ZackSnyder's vision
and it IS heartbreaking – and fascinating – to see.The film is a true #JusticeLeague story
and Snyder's best film to date.Review tomorrow! pic.twitter.com/0aqx7o3Fbz
— Grace Randolph (@GraceRandolph) March 14, 2021
Zack Snyder’s Justice League sei dem Kinocut von 2017 in so ziemlich jeder Hinsicht überlegen, schreibt Filmkritiker Fico Cangiano. „Großartige Action, dazu ein toller Score. Die Charaktere können endlich scheinen, während Handlungsstränge aus Batman v Superman und Men of Steel konsequent aufgegriffen und weitergeführt werden. Ich kann es noch immer nicht fassen, dass dieser Film existiert. Unglaublich befriedigend und das Warten allemal wert.“
#ZackSnydersJusticeLeague is truly epic. Superior to the 2017 version in every way. Amazing action and score. Every character shines and story arcs follow through from MOS and BvS. Can’t believe this exists. Incredibly satisfied and so, so worth the wait. #RestoreTheSnyderVerse pic.twitter.com/ioDQTvn9ic
— Fico (@FicoCangiano) March 14, 2021
ThePlaylist-Autor Rodrigo Perez sieht in Justice League eine klare Steigerung gegenüber dem Original, gibt aber auch zu bedenken, dass man im Grunde einen sehr ähnlichen Film mit der „gleichen grandiosen Vision“ vorgesetzt bekommt, nur eben zwei Stunden länger.
#ZackSnydersJusticeLeague: At 4 hours in length, the movie is an improvement, has space to breathe, and gives plenty of time to character backstory. Yet, it’s mostly the same story as the theatrical version, still a grandiose vision and well, 4 hours long.
— The Voice Of Reason™ 📽🎞📺 (@YrOnlyHope) March 14, 2021
Durch die monumentale Lauflänge von vier Stunden soll sich insbesondere Ray Fishers Cyborg (aka Victor Stone) zufriedenstellender und organischer in den Film einfügen. So schreibt Nicholas Arend: „Hier steckt ganz viel Cyborg drin! Ich liebe Ray Fishers Performance.“ Auch bei DC-Fan Amateur Watcher findet dieser Umstand lobende Erwähnung: „Unglaublich, wie wichtig Cyborg auf einmal für die Hauptstory geworden ist. Ich kann gar nicht glauben, dass all diese wichtigen Szenen im Schneideraum liegenbleiben sollten.“
@snydercut @hbomax
This film was amazing on all levels. Definitely a Cyborg centered film. I loved Ray Fisher's performance! #BORGLIFE
It was legit. Also I want Junkie XL to compose a score for my life. Cannot wait to listen to the score later on this week! #SnyderCut— Nicholas Arend (@NicholasArend4) March 14, 2021
Für Sheraz Farooqi von Forbes oder Newsweek ist die Sache klar: Zack Snyder’s Justice League ist DC’s Der Herr der Ringe: „Groß und episch in seinen Ausmaßen und angeführt von großartigen Performances, allen voran Ray Fisher.“ Farooqi prophezeit sogar, dass die Rufe nach weiteren Snyder-DC-Filmen nun umso lauter ausfallen könnten, weil der „Film für die breite Masse gemacht“ sei. Schließlich war die Fangemeinde damit schon einmal erfolgreich. „Die Hardcore-Fans werden ihn ebenso lieben wie Newcomer oder Gelegenheits-DC-Gucker“, glaubt er.
#ZackSnydersJusticeLeague is DC’s Lord of the Rings. Simple as that.
Epic and grand, JL is led by great performances, especially from Ray Fisher.
With an amazing score by Junkie XL and Snyder’s eye for directing, @SnyderCut is every DC fan’s dream movie come to life. #SnyderCut pic.twitter.com/DLerGt5WNS
— Sheraz Farooqi (@SherazFarooqi_) March 14, 2021
„Der Snyder-Cut ist viel zusammenhängender als die grauenvolle erste Variante, strengt mit vier Stunden Lauflänge und chaotischem Aufbau aber auch ziemlich an“, fasst Eric Kohn von Indiewire zusammen. Auch hier wird der wiedererstarkte Cyborg lobend hervorgehoben.
#SnyderCut: More cohesive than the atrocious other one, but 4 hours is an exhausting heft for excessive style & messy world building. But Cyborg’s plot is more satisfying & the missing Flash scene is fun and…hey, have you seen BACURAU? Tomorrow: Review embargo trolls #Oscars.
— erickohn (@erickohn) March 14, 2021
Ob Zack Snyders Justice League nun die erhoffte Wiedergutmachung geworden ist, auf die Fans so lange gewartet haben, lässt sich frühestens ab kommenden Donnerstag mit Gewissheit sagen. Sollte der Film aber halten, was der mit vielen neuen Szenen und Highlights gespickte Final-Trailer verspricht, dann steht DC-Kennern ein echtes Helden-Gipfeltreffen ins Haus, das bei Erfolg – und der gilt inzwischen als so gut wie sicher – tatsächlich noch mehr Beiträge aus dem vorzeitig eingestellten „SnyderVerse“ nach sich ziehen könnte.
Zack Snyders Justice League erscheint ganz ohne regulären Kinostart. Los geht es schon am kommenden Donnerstag, den 18. März 2021, und exklusiv bei Sky – wahlweise über Sky Cinema, also das ganz „klassische“ Sky-Abonnement mit Receiver, oder die neuen Streamingdienste Sky Ticket oder Sky Q. Bei letzterem steht der Film sogar in gestochen scharfem Ultra HD zur Verfügung.
Wer mit digitalen Veröffentlichungen nicht viel anfangen kann und lieber eine DVD oder Blu-ray Disc in der Hand hat, muss sich dagegen noch bis zum 27. Mai 2021 gedulden.
Ab Donnerstag endlich wieder im Einsatz: Justice League. ©Warner Bros.