Halb Hollywood war erschüttert, als Warner Bros. Ende 2020 die Neuigkeit verkündete, jeden Film, der 2021 in die Kinos kommen wird, parallel zum Starttag auch auf ihrem hauseigenen Streaming-Portal HBO Max zu veröffentlichen – allen voran natürlich davon betroffene Regisseure oder Unternehmen wie Denis Villeneuve oder Legendary Pictures.
Auch Warners langjähriger Partner Christopher Nolan (The Dark Knight, Inception) ließ damals kein gutes Haar am Studio: „Einige der wahrscheinlich größten Filmemacher und wichtigsten Schauspieler der Branche sind mit dem Gedanken ins Bett gegangen, sie würden für eines der großartigsten Filmstudios arbeiten. Doch als sie wieder aufgewacht sind, mussten sie entsetzt feststellen, dass sie stattdessen für den schlechtesten Streaming-Anbieter schuften“, so die harten Worte, welche der Brite gegenüber dem Hollywood Reporter äußerte.
Auch die Produzenten von Dune und Legendary Pictures, die immerhin den Großteil des Sci/Fi-Spektakels finanziert haben, waren höchst unerfreut über diese doch recht plötzlichen Entscheidung des Studios – zumal sie ohne ihr Wissen getroffen wurde. Kurze Zeit wurde intern sogar die Möglichkeit in Betracht gezogen, die Romanverfilmung erneut nach hinten zu verschieben – schließlich gilt dieses neue Modell vorerst ausschließlich für Projekte, die 2021 das Licht der Leinwand erblicken.
Ab 2022 könnten Mammutprojekte wie diese, Mortal Kombat oder Matrix Resurrections wieder exklusiv im Kinosaal ihr zu Hause haben. Letzten Endes sah man aber von einer Verschiebung ab, da man wartende Fans, die ohnehin schon um ein ganzes Jahr vertröstet wurden, nicht mehr länger auf die Folter spannen wollte.
Warner Bros. und Legendary Pictures konnten sich also noch erfolgreich einigen. Denis Villeneuve hingegen, der vor allem sehr viel Zeit in die Umsetzung seines Werks stecken musste (allein das Design der Sandwürmer nahm ein ganzes Jahr in Anspruch) und natürlich darauf hofft, auch noch den zweiten und letzten Teil umsetzen zu dürfen, befürchtet das vorzeitige Aus für Pauls Reise auf den weit entfernten Wüstenplaneten.
Denn wie soll diese fortgesetzt werden, wenn das Einspielergebnis in den USA nicht nur wegen der Pandemie und den dadurch einzuhaltenden Kapazitätsgrenzen gehörig an Potenzial verliert sondern auch noch aufgrund der digitalen Premiere auf HBO Max, wo sich bestehende Abonnenten den Streifen sogar ohne zusätzliche Kosten im gemütlichen Wohnzimmer ansehen können? Für Villeneuve war daher schnell klar: Das Sequel ist tot.
Eine etwas andere und weitaus zuversichtlichere Meinung vertritt derweil Warner Bros., die den Zweiteiler keineswegs abgeschrieben haben und die Entscheidung, ob Teil 2 vom Studio genehmigt oder abgelehnt wird, nicht vom US-Einspielergebnis abhängig machen wollen – ganz im Gegenteil.
Sollte Dune in amerikanischen Lichtspielhäusern tatsächlich auf die Schnauze fallen und enttäuschen, auf HBO Max allerdings millionenfach aufgerufen werden und noch dazu einige neue Abonnenten gewinnen, so stehen Dune 2.0 sofort wieder alle Türen offen.
Dies betrifft aber nur das Ergebnis in den USA, denn in internationeln Gefilden, wo der besagte Streaming-Anbieter noch gar nicht existiert, so wie zum Beispiel hier in Deutschland, müssen Timothée Chalamet, Jason Momoa und Rebecca Ferguson trotzdem liefern. Schließlich könnte man das Versagen an den Kinokassen in diesem Fall unmöglich der online-Auswertung in die Schuhe schieben.
Selbstverständlich zählen Villeneuve und Co. jetzt auf die ganz große Unterstützung der Fans und allgemeinen Kinogängern, insbesondere nachdem der Film von Cast und Crew vor wenigen Tagen am Filmfestival in Venedig mit großer Begeisterung vorgestellt und vom anwesenden Publikum überwiegend positiv aufgenommen wurde.
Die Qualität scheint zum Vorteil aller Cineasten also zu stimmen und nun müssen es ihr nur noch die Box Office- oder Streaming-Zahlen gleichtun um Warner Bros. das Gefühl zu geben, dass sich das Investieren in Nachschub, der dann den zweiten Teil des Buches behandeln würde, als lohnenswert erachtet. Wünschenswert wäre es allemal.