Beim Wörtchen „Nachdrehs“ stellen sich Filmfans unweigerlich die Nackenhaare auf. Schließlich werden damit nicht selten Fehlschläge, gescheiterte Filmprojekte und kreative Differenzen assoziiert. Nachdrehs gelten als schlechtes Omen oder letzte Rettung für Projekte, die ansonsten zum völligen Rohrkrepierer avanciert wären. Aber ist das wirklich so? Der Schein trügt.
Tatsache ist, dass heute kaum noch ein Hollywood-Großprojekt ohne umfangreiche Nachdrehs auskommt – „außer vielleicht, man heißt Christopher Nolan“, witzelte The Suicide Squad-Regisseur James Gunn (Guardians of the Galaxy) kürzlich. Und so sollte sich die Verwunderung darüber in Grenzen halten, dass Robbie Amell, Kaya Scodelario und Co. jetzt abermals zurück nach Toronto zitiert wurden, um vor Ort weitere Szenen für das Franchise-Reboot Resident Evil: Welcome to Raccoon City (so der hiesige Titel des neuen Resident Evil-Streifens) abzudrehen.
Auf den weltweiten Kinostart im November sollte das Prozedere allerdings keinen Einfluss haben, da Regisseur Johannes Roberts (47 Meters Down) und seinem Team nach Abschluss der Dreharbeiten noch rund fünf Monate bleiben, um den Rohschnitt um das neue Material zu erweitern und zu einem fertigen Film zusammenzufügen – und der soll es ganz schön in sich haben!
Immerhin ist Roberts bekennender Hardcore-Fan der alten Klassiker, dem Original Resident Evil 1 und dessen Fortsetzung Resident Evil 2 aus den Jahren 1996 und 1998, und will das Gefühl der Anspannung und Gefahr, das er als Jugendlicher beim Erleben dieser beiden Spiele-Meilensteine verspürte, auf die Leinwand übertragen.
Welcome to Raccoon City ist der siebte Film, der von Constantin Film produziert wird, allerdings der erste, der ohne Beteiligung von Paul W.S. Anderson und seiner Ehefrau Milla Jovovich als Hauptdarstellerin entsteht. Seit The Final Chapter gilt das alte Kapitel (daher auch der Namen) rund um Kampfamazone Alice offiziell als abgeschlossen – ganz zur Freude der Spielefans.
Trotz der von Sequel zu Sequel steigenden Einnahmen musste man sich immer wieder den Vorwurf gefallen lassen, an der Reihe und den Serienwurzeln vorbeizuarbeiten. Sie waren eher Andersons eigene Interpretation der Dinge und allenfalls dem Namen nach mit den Spielen verwandt.
Das dürfte sich mit der Kino-Einführung ikonischer Resident Evil-Charaktere wie Chris Redfield (Robbie Amell), Jill Valentine (Hannah John-Kamen, Ready Player One), Leon S. Kennedy (Avan Jogia), Claire Redfield (Kaya Scodelario aus Crawl), Albert Wesker (Tom Hopper, The Umbrella Academy) oder Ada Wong (Lily Gao) nun allerdings ändern.
Und nicht nur sie, auch Schauplätze wie das Raccoon City Police Department, in dem es zu einer gigantischen Zombie-Belagerungsschlacht kommt, oder das Herrenhaus aus dem ersten Resident Evil dürften für nostalgische Gefühle sorgen und Resident Evil: Welcome to Raccoon City zu einem wahren Fest für Resident Evil-Fans machen.
Hinzu kommen erstmalige Kino-Auftritte von Fanlieblingen wie William Birkin (Neal McDonough), dem gefürchteten Bösewicht aus Resident Evil 2, der in den Spielen gleich mehrere Mutationen durchlebt – ob er das auch im Film tut?
Auch die Tatsache, dass Roberts‘ Film „während einer schicksalhaften Nacht im Racoon City von 1998“ spielt, macht Hoffnung, dass uns mit Welcome to Raccoon City der erste würdige Realfilm zur ikonischen Capcom-Reihe ins Haus stehen. Sicher wissen wir das aber erst zum angepeilten deutschen Kinostart am 25. November 2021.