Wir haben mit Carrie den feurigen Abschlussball besucht, den Höllentrip aus Evil Dead hinter uns gebracht und mit Vera Farmiga und Patrick Wilson in The Conjuring – Die Heimsuchung ein Haus von Geistern befreit. Das abwechslungsreiche Filmjahr 2013 nähert sich mit großen Schritten dem verdienten Ende entgegen. Höchste Zeit, an dieser Stelle noch einmal Bilanz zu ziehen und einen Blick auf die besten Genrevertreter zu werfen, aber auch die größten Enttäuschungen und Überraschungen zu küren. Wir haben das Genrejahr 2013 Revue passieren lassen und unsere Ansichten im Anhang dieser Meldung für Euch zusammengefasst. Doch auch Eure Meinung ist gefragt! Was war das Beste aus Horror, Thriller, Fantasy und Science Fiction? Welche Filme haben überrascht und welche enttäuscht? Klärt uns über Euer ganz persönliches Filmjahr auf!
Ein Auszug aus unserer Filmkritik:
„Stoker lässt sich Zeit und verzichtet auf Action und Schocks. Stattdessen bringt uns Park die Familie näher und lässt uns an ihrem Leid unmittelbar teilhaben. Und wenn Blut spritzt oder fließt, dann äußerst ästhetisch. Dazu staut die merkwürdige Atmosphäre die Spannung bis zuletzt an. Das Szenario geht unter die Haut und wird dadurch zum wahren Horror – und dazu passt kein Song besser als Lee Hazlewoods und Nancy Sinatras „Summer Wine“.“
Im Kino wurde das englischsprachige Regiedebüt des Südkoreaners Chan-wook Park vom Publikum links liegen gelassen. Klar, bei Stoker spritzt weder das Blut in Fontänen noch lauern böse Geister hinter knarzenden Türen. Nein, hier ist der Mensch selbst der größte Horror für seine eigene Spezies. Parks Kameramann Chung-hoon Chung zaubert malerische Bilder auf die Leinwand, zusammen mit dem ausgezeichneten Schnitt und der ruhigen, unglaublich präzisen Regie ergibt sich eine Komposition, der man sich nicht entziehen kann. Und ganz ehrlich: Wir hätten nach dieser Performance weder gerne Nicole Kidman als Mutter noch Matthew Goode als Onkel. Stoker ist formvollendetes Kunstkino mit brachialer Gewalt, die meist im Kopf entsteht, sich zur Hintertür hereinschleicht und dann mit voller Wucht zuschlägt. Faszinierend und brutal zugleich – für uns der außergewöhnlichste und stärkste Genrebeitrag 2013.
Der Trailer:
Ein Auszug aus unserer Filmkritik:
„Conjuring ist ein Oldschool-Horror im Stile der 1970er Jahre und erinnert in seiner Kameraführung an frühere Genrewerke, wenn beispielsweise von ganz hinten auf eine Person gezoomt wird. Darüber hinaus lässt sich Wans Handschrift in ungewöhnlichen Kamerafahrten wiedererkennen. Dadurch kreiert er eine großartige Atmosphäre, die das Szenario greifbar macht. Auch beim Cast haben die Macher alles richtig gemacht. Vera Farmiga und Patrick Wilson geben die Warrens authentisch und stilvoll. Die beste Leistung aber zeigt Lily Taylor („Das Geisterschloss“), die als verzweifelte Mutter von vier Töchtern im Haus auf sich allein gestellt ist, weil der Mann arbeiten geht. Im tosenden Finale zieht Wan mit ihr alle Register.“
Es scheint egal zu sein, was dieser Junge im Genre anfasst: es wird ein Kassenschlager. James Wan war 2013 gleich mit zwei Gruselfilmen in den Kinos vertreten. Während er mit Insidious: Chapter Two zum ersten Mal für die Fortsetzung zu einer seiner eigenen Arbeiten auf dem Regiestuhl Platz nahm, präsentierte er mit The Conjuring neuen Originalstoff. Nahezu ohne einen Tropfen Blut zu vergießen jagt Wan einen eiskalten Schauer nach dem anderen über die Rücken der Zuschauer. Patrick Wilson und Vera Farmiga überzeugen als Geisterjäger-Paar, Lili Taylor sorgt als psychisch labile Mutter für Unbehagen. Außer James Wan schafft es kein anderer Regisseur, bereits so oft verfilmte Geschichten immer noch effektiv zu erzählen. Für uns ist The Conjuring deshalb der furchteinflößendste und unheimlichste Film des Jahres. Clap, Clap!
Der Trailer:
Ein Auszug aus unserer Filmkritik:
„Auch wenn sich vieles nur in der zunehmend ramponierten Villa abspielt und die Geschichte der Logik eines grotesken Kammerspiels folgt, bekommt man schon ein Gefühl für dieses herrlich überdrehte „Armageddon“-Szenario, in dem man vergeblich auf die Rettung durch Bruce Willis wartet. Dafür gibt es einen anderen, wirklich überraschenden Cameo, den zum Glück selbst die Imdb nicht verrät. Durch die Freundschaft der Macher, die sich teilweise schon seit dem Beginn ihrer Filmkarrieren kennen, besitzt der Film eine ganz besondere Atmosphäre ähnlich einem vollkommen aus dem Ruder gelaufenen Klassentreffen. Man spürt, dass hier kein falscher Ehrgeiz sondern die pure Lust am Herumalbern und Persiflieren im Vordergrund stand.“
Den wohl lustigsten Weltuntergang des Jahres lieferten neben Simon Pegg und Nick Frost in The World’s End die Kumpel-Kollegen Seth Rogen, James Franco, Jay Baruchel, Jonah Hill und Co. In dem Ensemble-Stück Das ist das Ende von Evan Goldberg machten die Schauspieler das, was sie am besten können: Sie selbst sein. Eine irrwitzige Geschichte über den Untergang der Welt und teilweise brüllend komische Dialoge machten die Groteske zu einer Attacke auf die Lachmuskeln mit überraschend blutigen Elementen. Juno-Star Michael Cera beißt dabei ebenso ins Gras wie Paul Rudd oder Pop-Sternchen Rihanna. Und so ganz nebenher demonstrieren Emma Watson und Action-Star Channing Tatum herrliche Selbstironie. Wir empfehlen unbedingt eine Zweitsichtung, um alle Details und Anspielungen zu entdecken.
Der Trailer:
Ein Auszug aus unserer Filmkritik:
„Evil Dead ist zunächst ein düsterer, einnehmender Horrorthriller mit ambitionierten Darstellern und bekannten Genreelementen. In der zweiten Phase entwickelt sich der Hüttenalbtraum zu einem knallharten Splatter, bei dem ohne Rücksicht auf Zartbesaitete draufgehalten wird. Die FSK muss für die Prüfung einen sehr guten Tag erwischt haben, denn diese Fassung wäre erfahrungsgemäß ein klarer Fall für die SPIO gewesen. Und deshalb wird es gerade für diejenigen, die im Vorfeld kaum Material gesehen und vom Hype nichts mitbekommen haben, ein schockierendes Kinoerlebnis.“
Wir erinnern uns, als Tanz der Teufel-Schöpfer Sam Raimi und sein Protagonist Bruce Campbell alias Ash bekanntgaben, einen der Splatter-Klassiker schlechthin neu aufzulegen. Anhänger des Originals schrien auf, dass dieses Vorhaben nur nach hinten losgehen könne. Auch wir waren zunächst skeptisch – und wurden dann vom Gegenteil überzeugt. Die frische Herangehensweise von Regisseur Fede Alvarez machte aus Evil Dead ein furioses Gore-Spektakel, das den Geist des Kulthits beibehielt und doch selbständig funktionierte. Ein blutroter Wasserfall ergoss sich über der Leinwand und die düstere Atmosphäre ließ sogar den geschultesten Genre-Kenner einige Male im Sitz zusammenzucken. Ein Beweis, dass Remakes sehr wohl gelingen können.
Der Trailer:
Ein Auszug aus unserer Filmkritik:
„Im Grunde zeigt Rodriguez das, was man sich schon für „Machete“ gewünscht hatte: Schlechte Effekte großartig in Szene gesetzt. Schauspieler, die sich für wenige schräge Minuten nicht zu schade sind. So beispielsweise Cuba Gooding Jr. und Antonio Banderas, die nicht die sind, die sie vorgeben zu sein. Pop-Sternchen Lady Gaga spielt das „Camaleón“, ein feuriges Biest, das offensichtlich zu viel „Mission: Impossible“ geguckt hat. Serienstarlet Sofía Vergara („Modern Family“) unterdes lässt statt Worten lieber ihre Oberweite sprechen. Michelle Rodriguez präsentiert sich erneut als taffe Kampfamazone mit Augenklappe, während Blondine Amber Heard als Miss San Antonio unserem Titelhelden im kurzen Roten gehörig die Machete schärft. Das Ensemble macht Spaß und sorgt für kurzweilige anderthalb Stunden.“
In den USA ging die Fortsetzung zu Machete gnadenlos baden – trotz eines großen Star-Aufgebots und seiner völlig durchgeknallten Machart. Wir finden zu Unrecht, denn Machete Kills nimmt sich selbst zu keiner Sekunde ernst und bereitet über anderthalb Stunden kurzweiligen Spaß mit jeder Menge irrer Sequenzen. Damit sticht das Sequel seinen Vorgänger klar aus. Für uns gehört der zweite Auftritt des Machete schwingenden Narbengesichts zu den Genre-Highlights in diesem Jahr. Da wird das Warten auf den dritten Teil Machete Kills Again… In Space! noch viel länger.
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Ein Auszug aus unserer Filmkritik:
„Hat man die inhaltsarme erste Hälfte mit all ihren Dancesounds und leeren Worthülsen überstanden, folgt das eigentliche Übel. Blöderweise verwandelt ein Erdbeben die Disco und alles drumherum zu einem einzigen Schlachtfeld – der Kampf ums nackte Überleben hat begonnen. Herunterstürzende Stahlträger durchbohren Menschenkörper oder zermatschen Köpfe. Für den geneigten Splatterfan sind das glorreiche Momente, die allerdings trotz des chaotischen Zustands sehr rar gesät sind. Stattdessen sehen sich die neuen Freunde einer ganz anderen Gefahr ausgesetzt: Dem Menschen selbst! Das Erdbeben hat auch ein Gefängnis zerstört und die Häftlinge befinden sich auf freiem Fuß. Sie machen nun Jagd auf Unschuldige und plündern Geschäfte.“
Eli Roth, spätestens seit seinem Folterhorror Hostel der Mann fürs Grobe, schickte auf dem diesjährigen Filmfest den von ihm produzierten Aftershock ins Rennen. Doch von Schocks fehlte jede Spur, stattdessen gab’s in der ersten Hälfte einen Hostel-Abklatsch und danach nichts als Langeweile. Bleibt zu hoffen, dass sein für 2014 angekündigtes Projekt Green Inferno wieder ansehnlicher wird.
Der Trailer:
Ein Auszug aus unserer Filmkritik:
„Gleich im Anschluss geht es dann nach Asien. Und mit Timo Tjahjantos und Gareth Evans‘ („The Raid“) Beitrag macht sich dann auch die Vielfalt von „S-VHS“ deutlich bemerkbar. Zwar setzen die beiden in ihrem „Safe Haven“ ebenfalls auf Found-Footage-Material, schaffen es aber trotzdem, den Geist von Asia-Horrorhits wie „The Grudge“ oder „The Eye“ einzufangen. Damit gelingt ihnen die vielleicht beste und vor allem böseste und unheimlichste Episode. Ein junges Filmteam reist für ein Interview in eine Erziehungseinrichtung, in der es nicht mit rechten Dingen zugeht. Die drastischen Bilder schnüren die Kehle zu und werden es einigen Zuschauern schwer machen, hinzusehen.“
Waren wir von der Episodensammlung V/H/S im letzten Jahr eher semi-begeistert, konnte uns V/H/S 2 aka S-VHS dafür in diesem Jahr umso mehr überzeugen. Die einzelnen Beiträge sind kreativ und temporeich umgesetzt. Das hatten wir nicht unbedingt erwartet. Ebenso überraschte uns The Seasoning House, das Spielfilmdebüt von Regisseur Paul Hyett. Schonungslos und mitunter schwer erträglich erzählt es von einem taubstummen Mädchen, das zur Lebensretterin wird. Und dann war da noch das geniale Comeback der Mörderpuppe Chucky. Puppetmaster Don Mancini besann sich in Curse of Chucky wieder auf die Ursprünge der Reihe und lieferte düsteren, handgemachten Horror.
Der Trailer:
An dieser Stelle wünschen wir ein besinnliches Weihnachtsfest und ein erholsames Restjahr 2013!
Eure Redaktion,
Torsten Schrader
Carmine Carpenito
Janosch Leuffen
Tim Lindemann